Beate Zschäpe wirkt heute nervös, sie lutscht eine Pastille und schaut etwas angestrengt zu der Zeugin. Die ist eine Polizistin aus Thüringen, die in den neunziger Jahren gegen Zschäpe und andere aus der rechten Szene ermittelte. Dieser Kreis habe damals seine Gesinnung "gelebt" und deutlich zum Ausdruck gebracht.
Konkrete Erinnerungen hat die Beamtin allerdings fast keine mehr. Sie sagt nur, Zschäpe sei damals "immer ruhig" gewesen und in ihrem Auftreten bei der Polizei "klipp und klar". Nie sei sie bei den Beamten ausfallend oder aggressiv geworden. "Sie war einfach aufgeräumt, innerlich." Zschäpe habe genau gewusst, was sie sagen wollte und was nicht. Auf kritische Nachfragen von Zschäpes Anwältin Anja Sturm, relativiert die Beamtin dies und nimmt diese letzte Aussage wieder zurück.
Die Polizistin hatte mehrmals mit Zschäpe zu tun, im NSU-Prozess geht es nun speziell um eine Vernehmung im Juni 1996. Eine Sonderkommission ermittelte gegen mehrere Beschuldigte, unter anderem Zschäpe, wegen einer Puppe, die von einer Autobahnbrücke hing und an der ein Judenstern angebracht war. Besonders verdächtig war Uwe Böhnhardt, dessen Fingerabdrücke an einem Karton identifiziert wurden, der am Tatort lag.
Zu den Details der Ermittlungen und Vernehmungen kann die Beamtin nichts mehr sagen. Anders als heute war Zschäpe damals aussagebereit und gab bei der Polizei an, sie könne sich nicht vorstellen, dass ihr Freund Böhnhardt etwas damit zu tun habe. Auch sie selbst habe die Tat nicht begangen, beteuerte Zschäpe damals.
André K. nannte sie den "Dicken"
Interessanterweise war sie damals in mancher Hinsicht ziemlich redselig. So ließ sie sich erstaunlich ausführlich über André K. aus, einen Kameraden aus der Szene in Jena, den sie den "Dicken" nannte. Der würde sich gern aufspielen und prahlen.
Gegen den Willen von Zschäpes Verteidigern liest Richter Manfred Götzl auch eine Passage aus der alten Vernehmung vor, in der es um die Gesinnung geht: "Zu meiner Gesinnung möchte ich sagen, dass diese zwar rechtsgerichtet ist, ich deswegen aber keine Straftaten begehe."
Als weiterer Zeuge sagt ein Beamter aus, der bei einer anderen Vernehmung Zschäpes im Sommer 1996 dabei war. Auch er hat kaum noch Erinnerungen daran, ist aber davon überzeugt, dass die Verdächtigen sich damals gegenseitig Alibis zuschanzten. Es sei gelogen worden. Man hätte sich damals, sagt er resigniert, die Vernehmungen auch sparen können. Er habe immer den Eindruck gehabt, "die veralbern einen".