NS-Zeit:Holocaust-Überlebender Adolf Burger ist tot

Adolf Burger

Adolf Burger musste für die Nazis Geld fälschen.

(Foto: dpa)

Er wurde von den Nazis gezwungen, sich im KZ Sachsenhausen an der wohl größten Geldfälschungsaktion der Geschichte zu beteiligen. Nun ist Adolf Burger im Alter von 99 Jahren gestorben.

Einer der letzten Zeitzeugen der NS-Geldfälscherwerkstatt im KZ Sachsenhausen ist tot. Adolf Burger sei am Dienstagabend im Alter von 99 Jahren in Prag gestorben, berichteten am Mittwoch der öffentlich-rechtliche tschechische Rundfunk und die Zeitung MF Dnes unter Berufung auf die Tochter und den Schwiegersohn des Verstorbenen.

Der am 12. August 1917 geborene Burger arbeitete zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in einer Druckerei in Bratislava. Obwohl er Jude war, entging er zunächst der Deportation - seine Fähigkeiten als Buchdrucker waren für die Wirtschaft des Landes wichtig. Doch Burger nutzte seine Position auch, um im Widerstand gegen die Nazis falsche Dokumente für Juden zu drucken, damit diese der Verfolgung entgingen.

Als das aufflog, wurde Burger im August 1942 ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert, zusammen mit seiner Ehefrau. Sie wurde dort ermordet. Adolf Burger überlebte - wegen seiner Fähigkeiten als Buchdrucker. Die Nazis verlegten ihn ins KZ Sachsenhausen in Oranienburg, nördlich von Berlin. Dort musste er an der sogenannten "Aktion Bernhard" mitwirken.

Zusammen mit mehr als 140 anderen jüdischen KZ-Häftlingen wurde Burger gezwungen, millionenfach Pfund- und US-Dollar-Scheine zu fälschen. Mit dem Falschgeld sollte die britische Wirtschaft zum Kollaps gebracht werden. Außerdem finanzierten die Nazis damit ihren Vernichtungsfeldzug.

"Hier kommst du nie lebendig raus"

Über die wohl größte Geldfälschungsaktion der Geschichte schrieb Burger später das Buch "Des Teufels Werkstatt". Seine Erinnerungen dienten als Vorlage für den Spielfilm "Die Fälscher". Der Film des österreichischen Regisseurs Stefan Ruzowitzky gewann 2008 einen Oscar für den besten fremdsprachigen Film.

Als er in Sachsenhausen eintraf und sah, was er dort tun sollte, war sich Burger sicher, bald sterben zu müssen. Er habe damals gedacht: "Von hier kommst du nie lebendig raus. Eine vom Nazi-Staat errichtete Geldfälscherwerkstatt bedeutet ein Staatsgeheimnis, dessen Zeugen nur der Tod erwartet."

Doch es kam anders: Nachdem die Fälscherwerkstatt vor der herannahenden Roten Armee nach Oberösterreich verlegt wurde, befreite die US-Armee Burger kurz vor Kriegsende im KZ Ebensee.

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