„Ich gebe offen zu, ich bin noch kein überzeugter Zionist, weiß auch nicht, ob ich’s werde, aber Mensch will ich wieder sein und als solcher leben.“ Als der junge Wiener Walter Klein diese Worte im Dezember 1940 schrieb, war er bereits ein Jahr Teil des Kladovo-Transports. Dieser startete im November 1939 hoffnungsvoll mit etwa 800 jüdischen Flüchtenden aus Wien, um über die Donau Palästina zu erreichen. Doch erst verschwor sich der Winter gegen sie, dann der Kriegsverlauf. Die zugefrorene Donau zwang sie zum Überwintern im serbischen Kladovo, im Ausweichhafen von Šabac warteten sie auf ein Schiff zur Weiterfahrt, das niemals losfuhr. Der Einmarsch deutscher Truppen in Jugoslawien machte alle Aussichten auf ein Ankommen zunichte, Walter Klein wurde im Zuge einer Racheaktion der Wehrmacht 1941 erschossen.
Exil zur NS-Zeit in SüdosteuropaAls Deutsche über die Balkanroute flüchteten
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Marie-Janine Calic schildert eindrucksvoll die Irrwege zahlreicher Menschen, die in Belgrad oder Zagreb Schutz vor Hitlers Schergen suchten. Ein glänzendes Buch übers Nichtankommen und die Tragik des 20. Jahrhunderts.
Von Gerrit ter Horst

Buch über Deutsche im Exil 1933 – 1945:Die, die niemand haben wollte
Zu Hause vom Tod bedroht, das Exil voller Härten und Entbehrungen. Der Historiker Wolfgang Benz zeichnet die Flucht ganz normaler Menschen aus Nazi-Deutschland zwischen 1933 und 1945 eindrücklich nach.
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