NS-Vergangenheit von SZ-Redakteuren:Die innere Spaltung

Hans Schuster, ca. 1970er Jahre

Hans Schuster, SZ-Innenpolitikchef (im Bild in den Siebziger Jahren), empfahl die Nürnberger Rassegesetze für eine spätere "Neuordnung".

(Foto: Fritz Neuwirth/SZ Photo)

Das "Judentum ist als eine den abendländischen Völkern fremde Rasse zu bekämpfen": Forschungen belegen, dass einige Vertreter der ersten SZ-Generation den nationalsozialistischen Völkermord propagandistisch begleitet haben.

Von Joachim Käppner

Neue Forschungsprojekte belegen, dass einige frühere Mitglieder der SZ-Redaktion, die in der Nachkriegszeit dort leitende Stellungen einnahmen, während des Zweiten Weltkrieges einen mörderischen Rassismus propagiert hatten.

So schrieb Hans Schuster, bei der SZ später zuständig für Innenpolitik, 1939 in seiner Dissertation über "Die Judenfrage in Rumänien": Das "Judentum ist als eine den abendländischen Völkern fremde Rasse zu bekämpfen"; als Vorbild für eine spätere "Neuordnung" Südosteuropas empfahl er die Nürnberger Rassegesetze, die das Naziregime in Deutschland 1935 erlassen hatte.

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Schusters Biografie und die Nazivergangenheit einiger Redakteure der 1945 gegründeten Süddeutschen Zeitung erforschen derzeit gleich zwei Autoren. Knud von Harbou, der 2013 Aufsehen durch den Nachweis erregt hatte, dass der SZ-Mitbegründer Franz Josef Schöningh im besetzten Galizien am Holocaust beteiligt war, schreibt über die Geschichte der SZ in den späten Vierziger- und den Fünfzigerjahren. Er wertet auch die Dissertation von Hans Schuster aus; Harbous Buch soll im Herbst 2015 bei dtv erscheinen.

Hermann Proebst SZ-Chefredakteur in den Sechzigern

Der Journalist Hermann Proebst, SZ-Chefredakteur in den Sechziger Jahren, verkörpert Historikern zufolge "die intellektuelle Kooperation der Faschisten im besetzten Europa".

(Foto: SZ Photo)

Der junge Historiker Alexander Korb, Holocaustexperte an der Universität Leicester in England, verfasst derzeit eine Habilitationsschrift über den früheren SZ-Chefredakteur Hermann Proebst und das Medienmilieu der Nachkriegszeit.

Proebst leitete die SZ von 1960 bis zu seinem Tod 1970. Der Mann, der in der Zeitung als moderat und fürsorglich beschrieben wurde, hatte in der NS-Zeit nicht nur Hetzartikel gegen Juden und Serben für die Zeitschrift Neue Ordnung in Kroatien, das mit Hitlerdeutschland verbündet war, verfasst - dies war bereits teilweise bekannt. Korbs Forschungen ergeben aber, dass Proebst noch eine viel größere Rolle in der deutschen Besatzungsherrschaft in Jugoslawien spielte - so stand er auf der Agentenliste der SS. Proebst verkörpert, so Korb, "die intellektuelle Kooperation der Faschisten im besetzten Europa".

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