Deutschland stellte mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Uhren auf null. Eine selbstauferlegte kollektive Amnesie sollte die Spontanheilung der Nation herbeiführen und die Dämonen der Vergangenheit vertreiben. Für das jüdische Volk dagegen lebten die Dämonen als Nachbarn munter fort. Für die Überlebenden schien die Zeit der Trauer nie zu vergehen, die Wunden unheilbar. Das galt für alle Opfergruppen. Der Holocaust – der Juden- und „Zigeuner“-Mord, die Verfolgung der Homosexuellen oder der „Zeugen Jehovas“ – bleiben lebendige deutsche Geschichte, und das Thema „Wiedergutmachung“ als historisch präzedenzloses Projekt ist nach wie vor aktuell.
Überlebende NS-Opfer in der frühen BRDBittsteller nach der Befreiung
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NS-Opfer waren gleich nach Kriegsende in Deutschland „unerwünscht“, schreibt die Historikerin Stefanie Schüler-Springorum in ihrer eindrucksvollen Studie. Weder mit dem Leid der Menschen noch mit ihren finanziellen Ansprüchen wollten sich die Deutschen befassen, lieber sahen sie sich selbst als Opfer.
Rezension von Ludger Heid

Historiker Frank Trentmann:"Die Erinnerungspolitik muss flexibler werden"
Die Deutschen rühmen sich gerne ihrer Gedenkkultur. Dennoch plädiert Claudia Roth für Reformen. Wie sieht es der Historiker Frank Trentmann, der sich damit seit Langem beschäftigt?
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