Mehrheit im Bundesrat ist weg
Fünf Jahre hatte die CDU mit der FDP in Nordrhein-Westfalen regiert, doch die Wähler waren offensichtlich nicht zufrieden: Die Christdemokraten mussten hohe Verluste hinnehmen. Ob man das Ergebnis nun wie FDP-Chef Guido Westerwelle als "Warnschuss" oder als Denkzettel ansieht: Die Mehrheit in der Länderkammer ist nun passé und viele Projekte der schwarz-gelben Koalition sind kaum mehr durchsetzbar. Das gilt nicht nur für die Kopfpauschale im Gesundheitswesen oder die längeren Laufzeiten für Atomkraftwerke, sondern vor allem für die Steuersenkungen.
Durch die neue Machtverteilung steigt der Einfluss der CDU-Ministerpräsidenten - und diese fordern Merkel auf, gegenüber den Liberalen mehr Härte zu zeigen. Am vergangenen Donnerstag, kurz vor der Sitzung des Bundesrats, hatte etwa der Hesse Roland Koch gefordert, die Kanzlerin müsse nach dem Wahltag in NRW klar sagen, dass angesichts der gigantischen Finanznöte von Ländern und Kommunen eine Steuersenkung in dieser Wahlperiode unmöglich geworden sei. Koch ist nicht allein: Mehrere CDU-Kollegen hätten ihn unterstützt, der Hamburger Ole von Beust ließ sich am Wochenende gar mit den Worten zitieren, im Moment wären Steuersenkungen "eine grausige Vorstellung", vor allem für Länder und Kommunen. Merkel hatte damals nach Informationen der Süddeutschen Zeitung dafür plädiert, die Liberalen zu schonen. Sie fürchtete, dass die sich abzeichnende Niederlage "Urängste" bei der FDP auslösen könnte - und sich der kleine Partner wie eine Oppositionspartei gerieren würde.
Am Tag nach der Wahl verkündete die Kanzlerin schließlich, worauf viele gewartet hatten: "Steuersenkungen werden auf absehbare Zeit nicht durchsetzbar sein."
Foto: Reuters/Angela Merkel hält im Sommer 2009 im Rahmen der Feierlichkeiten "60 Jahre Bundesrat" eine Rede in Völklingen.