NRW:16 Jahre nach Rohrbombenanschlag in Düsseldorf: Verdächtiger festgenommen

S-Bahnhof Wehrhahn

Der S-Bahnhof Wehrhahn in Düsseldorf.

(Foto: dpa)
  • Mehr als 16 Jahre nach dem Rohrbombenanschlag an der Düsseldorfer S-Bahn-Station Wehrhahn hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen.
  • Der heute 50-Jährige soll zum Zeitpunkt des Anschlags als Neonazi bekannt gewesen sein.
  • Die Tat hatte 2000 bundesweit eine Debatte über rechte Gewalt ausgelöst.

Die Polizei hat nach Informationen von Spiegel Online den mutmaßlichen Täter des Rohrbombenanschlags an der Düsseldorfer S-Bahn-Station Wehrhahn aus dem Jahr 2000 festgenommen. Der 50-Jährige Ralf S. soll am Nachmittag dem Haftrichter vorgeführt werden.

Die Tat hatte 2000 bundesweit für Entsetzen gesorgt und eine Debatte über rechte Gewalt ausgelöst. S. wird vorgeworfen, am 27. Juli 2000 eine Plastiktüte an ein Geländer des S-Bahnhofes gehängt zu haben, in der eine mit dem Sprengstoff TNT gefüllte Rohrbombe steckte. Bei der Explosion des Sprengsatzes waren zehn Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion verletzt worden, einige von ihnen schwer. Eine damals 26-Jährige verlor bei dem Attentat ihr ungeborenes Kind. Die Mehrzahl der Opfer war jüdischen Glaubens.

Politiker vermuteten deshalb einen rechtsextremen Hintergrund. Der damalige Innenminister Otto Schily (SPD) sprach von einem "Verdacht eines fremdenfeindlichen Hintergrunds", sein grüner Kabinettskollege Joschka Fischer sah ebenfalls "Ausländerhass als wahrscheinlichsten Hintergrund".

S. war die vergangenen Jahre überwacht worden

Laut Spiegel Online wurde der 50-Jährige am frühen Mittwochmorgen von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei festgenommen. Er soll demnach zur Zeit des Anschlags im Düsseldorfer Stadtteil Flingern als Neonazi bekannt gewesen sein. Dem Bericht zufolge bestätigen die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft Düsseldorf nun ein ausländerfeindliches Motiv für die Tat.

Nach Informationen des Nachrichtenportals stand der Tatverdächtige bereits kurz nach dem Anschlag im Visier der Fahnder. Der ehemalige Bundeswehrsoldat betrieb demnach in der Nähe des Anschlagsorts einen Militarialaden. Doch der Verdacht gegen den Mann ließ sich damals nicht erhärten.

Staatsanwaltschaft und Polizei ermittelten auf Grundlage neuer Indizien zuletzt zwei Jahre lang intensiv gegen den nun Festgenommenen. Unter anderem sei S. überwacht worden. Nach dem Auffliegen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) im November 2011 war spekuliert worden, ob auch der seit Jahren ungeklärte Anschlag am Zugang zu dem Düsseldorfer S-Bahnhof womöglich auf das Konto der rechtsextremen Zelle ging. Anhaltspunkte dafür fanden sich jedoch nicht.

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