NPD-Parteitag:Gebrüll zu Hitlers Geburtstag

Der alte und neue NPD-Chef Apfel ist unüberhörbar, seine Hetze gegen Einwanderer unerträglich. Auf dem Parteitag waren aber auch seine internen Kritiker deutlich vernehmbar. Verbotsverfahren, sinkende Mitgliederzahlen und eine desolate Finanzlage - die NPD ist nervös. Ganz am Boden ist sie aber noch nicht.

Ein Kommentar von Tanjev Schultz, Weinheim

Wenn NPD-Chef Holger Apfel eine Rede hält, müsste man eigentlich Ohrenschützer aufsetzen. Nicht nur, weil seine Hetze gegen Einwanderer und die "Systemparteien" unerträglich ist. Apfel beherrscht nur zwei Lautstärken: laut und sehr laut. Beim Parteitag brüllte er derart ins Mikro, dass man annehmen muss, Rechtsextremisten sind allesamt schwerhörig. Nach ein paar Apfel-Reden werden sie es jedenfalls sein.

Unüberhörbar auf dem Parteitag waren an diesem Wochenende allerdings auch Apfels interne Kritiker. Ein Gegenkandidat konnte sich am Ende zwar nicht durchsetzen, aber die NPD streitet weiter erbittert über ihre Strategie. Die Partei ist höchst nervös. In den Neugründungen "Alternative für Deutschland" und "Die Rechte" sehen viele NPD-Anhänger eine gefährliche Konkurrenz, dazu kommen das Verbotsverfahren, sinkende Mitgliederzahlen und eine desolate Finanzlage.

Ganz am Boden ist die NPD aber noch nicht, und das Verbotsverfahren verschafft ihr neue Aufmerksamkeit. Die Rechtsextremisten werden mit aller Macht versuchen, sich im Wahlkampf als Opfer zu stilisieren. Auf dem Parteitag, der angeblich rein zufällig am 20. April begann (Hitlers Geburtstag), sprach Apfel von einer "Pogromstimmung" gegen die NPD und beschimpfte die "BRD-Schweine-Journaille". Am Sonntag wurden die Journalisten dann aus dem Saal geworfen. Für ihre Ohren war das eine Wohltat.

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