NPD in Sachsen-Anhalt:Bezirksschornsteinfeger im Adolf-Stil

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Laucha, ein kleines Weinstädtchen in Sachsen-Anhalt und eine Hochburg der Rechtsextremen. Fast 25 Prozent der Menschen haben bei der Bürgermeisterwahl für den NPD-Kandidaten Lutz Battke gestimmt. Der gilt als Größe in der regionalen Neonazi-Szene.

Christiane Kohl

Nein, mit der Gemeinderatswahl könne man das Ergebnis auf keinen Fall vergleichen, sagt der Hauptamtsleiter der Verbandsgemeinde Unstruttal, Ronny Krämer. Damals, 2009, hatte die NPD "nur" 13,5 Prozent der Stimmen bekommen, bei der Bürgermeisterwahl in Laucha am vergangenen Wochenende erhielt der Kandidat der Rechtsextremen, Lutz Battke, hingegen 24,2 Prozent der Stimmen: Beinahe ein Viertel der Bewohner, die am Sonntag wählen gingen in dem Weinstädtchen an der Unstrut, haben also für den NPD-Kandidaten votiert.

Schornsteinfeger, Sporttrainer und Stimmenfänger: Lutz Battke von der rechtsextremen NPD hat bei der Bürgermeisterwahl im sachsen-anhaltinischen Laucha fast 25 Prozent der Stimmen geholt. (Foto: SEYBOLDTPRESS)

Battke ist in Sachsen-Anhalt kein Unbekannter, der 52-Jährige mit der schulterlangen Haartolle und dem schmalen Oberlippenbärtchen im Adolf-Stil gilt als eine der Führungsfiguren der rechten Szene im südlichsten Zipfel von Sachsen-Anhalt.

Überdies kommt Battke, der formell zwar parteilos ist, in seinem Beruf als Bezirksschornsteinfeger herum in den Häusern der Region. Alle Bemühungen, ihn wegen seiner politischen Aktivitäten aus dem Beruf zu drängen, scheiterten bislang: So versuchte das Landesverwaltungsamt in Sachsen-Anhalt, dem rechten Schornsteinfeger die Kehrerlaubnis zu entziehen - Battke klagte jedoch und setzte sich vor Gericht durch.

Neben seinem Beruf betätigt sich der Schornsteinfeger als Nachwuchstrainer beim örtlichen Sportverein, dem Ballspielclub 99, kurz BSC 99. Nachdem im vergangenen Frühjahr ein junger Sportsfreund des BSC 99 in Laucha einen jungen Israeli verprügelt hatte, sollte Battke die Trainer-Lizenz entzogen werden. Auch das war keineswegs einfach: Selbst der Deutsche Olympische Sportbund schaltete sich ein, damit endlich etwas geschah, denn weder der Landessportbund noch der BSC 99 sahen sich zunächst imstande, etwas zu unternehmen. Mittlerweile soll Battke tatsächlich nicht mehr als Trainer aktiv sein, aus dem Verein aber könne man ihn nicht ausschließen, behauptet der Vorsitzende mit Verweis auf die Satzung.

Einige Wochen vor der Bürgermeisterwahl in Laucha konnten die Einwohner die Kandidaten nach ihren politischen Vorstellungen befragen. Dabei wollte ein Bürger von Battke wissen, ob er im Fall seiner Wahl denn den Amtseid auf die Verfassung schwören werde - nach einem Bericht der Mitteldeutschen Zeitung gab er keine Antwort darauf. Immerhin, Bürgermeister wurde Battke mit seinen 435 Stimmen nun nicht, das Rennen machte (mit 1221 Stimmen) der parteilose Kandidat Michael Bilstein.

© SZ vom 09.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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