Die norwegische Polizei hat am Donnerstag nach Angaben des Geheimdienstes PST eine mutmaßliche Terrorzelle zerschlagen. Die norwegischen Behörden verhafteten in Oslo zwei Verdächtige, einen weiteren Mann nahmen Beamte des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen und des Bundeskriminalamtes in Duisburg fest. PST-Chefin Janne Kristiansen sagte, die in Oslo wohnhaften Männer hätten gemeinsam einen Anschlag geplant und Kontakt zum Terrornetzwerk al-Qaida gehabt.
Details zu den angeblichen Terrorplänen wollten am Donnerstag weder PST noch die norwegische Staatsanwaltschaft preisgeben. "Wir nehmen die Sache sehr ernst", sagte Kristiansen in einer Pressekonferenz. Allerdings befinde man sich noch in einem frühen Stadium der Ermittlungen und könne keine genauen Angaben machen. Es blieb somit ungewiss, in welchem Land das Ziel eines möglichen Terror-Angriffs lag.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur AP sollen die Männer Selbstmordanschläge mit kleinen, mobilen Sprengsätzen geplant haben. Laut PST bestehen Verbindungen zu ähnlichen Fällen in Großbritannien und den USA. Am Mittwoch hatten britische Polizisten in Manchester einen Mann festgenommen, der von US-Behörden per Haftbefehl gesucht wird.
Der Verdächtige soll an der Planung eines Attentats in der New Yorker U-Bahn beteiligt gewesen sein, das die US-Behörden im vergangenen Jahr vereitelt hatten. Auch in Manchester soll der Mann nun einen Anschlag geplant haben. Wie eng seine Kontakte zu den in Oslo festgenommenen Männern waren, ist noch unbekannt.
Staatsanwalt Jan Glent sagte am Donnerstag in Oslo, man hätte mit dem Haftbefehl gerne noch gewartet. Möglicherweise wären den Ermittlern dann noch Beweise gegen weitere potentielle Täter in die Hände gefallen. Der rasche Zugriff sei aber nötig geworden, weil Medien die Ermittlungen öffentlich machen wollten. Damit habe die Gefahr bestanden, dass die Verdächtigen gewarnt würden. Man habe befürchtet, dass die Männer dann Beweismittel vernichten, sagte Glent.
Zu den Verdächtigen zählen ein 39-jähriger Uigure, der seit 2007 die norwegische Staatsbürgerschaft besitzt, außerdem ein 30-jähriger Usbeke und ein 37-jährige Kurde aus dem Irak. Die beiden letztgenannten leben seit vielen Jahren legal als Flüchtlinge in Oslo und haben unbefristetes Aufenthaltsrecht. Der 37-Jährige wurde mit einem internationalen Haftbefehl in Deutschland festgenommen. Zwei der Verdächtigen haben Kinder in Norwegen.
Der Vorfall nährte Befürchtungen, Norwegen könne wegen seiner Beteiligung am internationalen Militäreinsatz in Afghanistan ins Fadenkreuz des Terrorismus geraten. Die Rolle in Afghanistan ist in Norwegen politisch umstritten, Ministerpräsident Jens Stoltenberg bekräftigte jedoch am Donnerstag, er stehe zu dem Einsatz. "Wir sind in Afghanistan, um den Terrorismus zu bekämpfen", sagte er. Die Festnahmen seien eine "Erinnerung daran, dass wir wachsam sein müssen".
Justizminister Knut Storberget lobte die Arbeit der Polizei: "Norwegen ist nach wie vor eines der sichersten Länder der Welt." Dies bestätigte die Geheimdienstchefin Kristiansen. PST stufe die Terrorgefahr in Norwegen nach wie vor als "niedrig" ein, sagte sie. Daran ändere der Fall nichts.