Die erste Wahl seit der Umbenennung des Landes in Nordmazedonien hat eine tiefe Spaltung des Balkanstaats dokumentiert. Im Kampf um das Präsidentenamt lieferten sich der Kandidat der regierenden Sozialdemokraten Stevo Pendarovski mit 42,9 Prozent der Stimmen und die für die nationalkonservative VMRO-DPMNE ins Rennen geschickte Bewerberin Gordana Siljanovska mit nur 0,7 Prozentpunkten weniger ein Kopf-an-Kopf- Rennen. Weil keiner der beiden am Sonntag mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte, müssen sie nun am 5. Mai in der Stichwahl gegeneinander antreten. Der von zwei Parteien der albanischen Minderheit nominierte Kandidat Blerim Reka ist ausgeschieden.
Dominierendes Thema im Wahlkampf war das im Frühjahr umgesetzte Namensabkommen mit Griechenland. Athen hatte in einem auf beiden Seiten nationalistisch aufgeheizten, fast drei Jahrzehnte währenden Streit darauf bestanden, dass der nördliche Nachbar seinen Staatsnamen ändert, um eine klare Unterscheidung zur nordgriechischen Region Makedonien zu gewährleisten. Die Opposition in der früheren jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien sieht diese Namensänderung allerdings als Verrat. Unter dem Slogan: "Gerechtigkeit für Mazedonien - das Vaterland ruft", hatte Siljanovska im Wahlkampf die Umbenennung scharf kritisiert. Zugleich hatte die parteilose 63-jährige Jura-Professorin allerdings durchblicken lassen, dass sie die dazu geschlossenen internationalen Verträge respektieren wolle.
Die Beitrittsverhandlungen des Landes mit der EU sollen im Juni beginnen
Die sozialdemokratische Partei SDSM, deren Regierungschef Zoran Zaev das Abkommen mit dem griechischen Premier Alexis Tsipras ausgehandelt und im zähen Ringen zu Hause die nötige Verfassungsänderung durchgesetzt hatte, warb dagegen für die neu geschaffenen Perspektiven des Landes. "Zusammen vorwärts" lautet ihr Wahlkampfslogan, der auf eine enge Anbindung des Landes an den Westen abzielt, die erst mit dem Ende des griechischen Boykotts möglich geworden ist. Das Protokoll zum Nato-Beitritt Nordmazedoniens ist bereits im Februar unterzeichnet worden. Als erstes Nato-Mitgliedsland hatte Griechenland dieses umgehend im Parlament ratifiziert. Die Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union sollen im Juni beginnen.
Die Sozialdemokraten hoffen, mit einer Übernahme des weitgehend zeremoniellen Präsidentenamts durch den 56 Jahre alten Universitätsprofessor Pendarovski das Land nach langen Jahren der politischen Krisen und Zerwürfnisse in ein ruhiges Fahrwasser zu führen. Bei der Präsidentenwahl vor fünf Jahren hatte Pendarovski noch gegen den nationalkonservativen Kandidaten Gjorge Ivanov verloren, der nun nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte. Ivanov hatte das Abkommen mit Griechenland heftig bekämpft und gilt als enger Gefolgsmann des langjährigen Regierungschefs Nikola Gruevski, der sich einer Haftstrafe wegen Korruption Ende vorigen Jahres nur durch eine abenteuerliche Flucht nach Ungarn entziehen konnte. Dort hat ihm die befreundete Regierung von Viktor Orbán im Eilverfahren Asyl gewährt.
Die Stichwahl könnte aber auch in eine neue Staatskrise führen. Im ersten Wahlgang lag die Beteiligung bei lediglich knapp 42 Prozent. Wenn am 5. Mai das Quorum von 40 Prozent verfehlt wird, ist die Wahl ungültig.