Nordmazedonien:Richtung Westen

Wahlen in Nordmazedonien

Stevo Pendarovski, der neue Präsident Nordmazedoniens.

(Foto: Boris Grdanoski/AP)

Der Jurist Stevo Pendarovski gewinnt die Präsidentenwahl in Nordmazedonien. Er steht für einen proeuropäischen Kurs und eine Anbindung an die Nato.

Von Peter Münch, Wien

Der für eine Westanbindung seines Landes stehende Stevo Pendarovski wird neuer Präsident Nordmazedoniens. Der von den regierenden Sozialdemokraten unterstützte 56-Jährige setzte sich in der Stichwahl mit knapp 52 Prozent der Stimmen gegen seine Konkurrentin Gordana Siljanovska durch, die von der nationalkonservativen Oppositionspartei mit dem sperrigen Kürzel VMRO-DPMNE nominiert worden war. "Dies ist ein Sieg für alle, die davon überzeugt sind, dass wir gemeinsam weiter nach vorne gehen müssen", sagte Pendarovski nach einem von harten Konfrontationen geprägten Wahlkampf. "Ich verspreche, dass ich allen Menschen gleichermaßen dienen werde."

Die Präsidentenwahl gilt als erster Stimmungstest nach der Änderung des Staatsnamens. Pendarovski hat das historische Abkommen mit dem Nachbarland Griechenland, das zur Unterscheidung von der griechischen Nordregion Makedonien das Präfix "Nord" nötig gemacht hatte, entschieden verteidigt. Denn es hat den Weg frei gemacht für Verhandlungen über eine Mitgliedschaft in der Nato und der Europäischen Union. Als Koordinator für die Zusammenarbeit mit der Nato war er selbst maßgeblich daran beteiligt, dass das Protokoll zum Nato-Beitritt bereits im Februar unterzeichnet wurde. Seine Gegenkandidatin Siljanovska hatte das Abkommen dagegen heftig kritisiert und war mit dem Slogan "Gerechtigkeit für Mazedonien - das Vaterland ruft" in die Wahl gezogen.

Der Jurist und Politologe Pendarovski hat das weitgehend auf repräsentative Aufgaben beschränkte Präsidentenamt nun im zweiten Anlauf erobert. 2014 hatte er gegen den nationalkonservativen Amtsinhaber Gjorge Ivanov verloren und danach über undemokratische Strukturen und die Regierungskontrolle über die Medien geklagt. Den Sieg in der Stichwahl verdankt er nun auch den Wählern der albanischen Minderheit, deren eigener Kandidat im ersten Wahlgang vor zwei Wochen ausgeschieden war. Mit Erleichterung wurde in Skopje registriert, dass die Wahlbeteiligung mit 46,7 Prozent über dem gesetzlich geforderten Quorum von 40 Prozent lag. Premierminister Zoran Zaev erklärte nach der Wahl: "Wir haben gezeigt, dass wir für Europa bereit sind."

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