Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un:Diktator von nebenan

Weltoffen, seriös und mit Ehefrau: Nordkoreas junger Machthaber Kim Jong Un präsentiert sich derzeit publikumswirksam als freundlicher Diktator zum Anfassen. Fotos zeigen ihn lächelnd beim Theaterbesuch oder im Freizeitpark. Deuten die skurrilen Bilder auch eine neue Politik an?

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North Korean leader Kim and his wife Ri attend a performance of the Song and Dance Ensemble of the KPISF at Ponghwa Art Theatre in Pyongyang

Quelle: REUTERS

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Weltoffen, seriös und mit Ehefrau: Nordkoreas junger Machthaber Kim Jong Un präsentiert sich derzeit publikumswirksam als freundlicher Diktator von nebenan. Die Bilder seiner Besichtigungstouren in Theater, Eishalle und Freizeitpark wirken skurril. Deuten sie auch eine neue Politik an?

Nordkorea gibt sich plötzlich weltoffen, den jungen Machthaber des Landes setzt die Staatspropaganda als Diktator zum Anfassen in Szene. Kim Jong Un, der "Oberste Führer" Nordkoreas, hat innerhalb weniger Monate mit dem Erbe seines Vaters gebrochen: Nicht nur, dass sich herausstellt, dass Nordkoreas mächtigster Mann verheiratet ist - auf vielen öffentlichen Aufnahmen ist die Ehefrau eng an seiner Seite zu sehen. Die Botschaft an das Volk: Nordkoreas Anführer können auch lächeln, der Sohn gibt sich weit weniger unnahbar als sein Vater, der "Ewige Generalsekretär" Kim Jong Il.

Im Bild: Kim Jong Un besucht in Pjöngjang mit Ehefrau Ri Sol Ju eine Gesangs- und Tanz-Darbietung. Blickt man genauer auf den Tisch vor Kim, scheint klar: Der Staatschef raucht auch in der Öffentlichkeit.

North Korean leader Kim Jong-Un poses with soldiers after a performance of the Song and Dance Ensemble of the KPISF at Ponghwa Art Theatre in Pyongyang

Quelle: REUTERS

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Nach der Tanz-Veranstaltung posiert Kim mit Angehörigen des Militärs. Wieder fällt auf, wie nahe der Diktator die Soldaten an sich heranlässt - die Atmosphäre auf dem Bild wirkt beinahe familiär (aber irgendwie auch reinkopiert).

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Quelle: AFP

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Das war zu Zeiten von Kims Vater noch anders. Ein Gruppenbild mit Kim Jong Il sah immer mehr oder minder so aus: Alles in Reih' und Glied, der Führer ganz nach vorn. Im Hintergrund prangt propagandawirksam das Konterfei von Staatsgründer und "Ewigem Präsidenten" Kim Il Sung.

Im Bild: Kim Jong Il posiert im März 2009 vor dem Mausoleum seines Vaters Kim Il Sung in Pjöngjang mit Militärangehörigen.

Kim Jong Un, Choe Ryong Hae, Ri Yong Ho

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Der Diktator lächelt, seine Frau blickt in von der Seite ehrfurchtsvoll an. Um die Zäsur in der Darstellung der nordkoreanischen Machthaber zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Historie.

Kims Vater Kim Jong Il war insgesamt viermal verheiratet. Nachdem er jedoch 1994 die Nachfolge von Staatsgründer Kim Il Sung in den höchstern Ämtern von Land und Partei angetreten hatte, wurde er öffentlich kein einziges Mal in Begleitung seiner Frau gezeigt.

Im Bild: Kim Jong Un inspiziert mit Ehefrau Ri den neu erbauten Rungna-Freizeitpark in Pjöngjang.

Kim Jong Un, Ri Sol Ju

Quelle: AP

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Bizarre Eröffnungstour durch den Vergnügungspark. Kim winkt dem Volk mit einem Strohhut zu, Ehefrau Ri an seinem Arm, die mitgereisten Militärs folgen mit einigen Metern Abstand.

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Während Nordkoreas Machthaber sichtlich Spaß bei seinem Besuch im Vergnügungspark hat, geht es der Bevölkerung in dem kommunistisch geführten Land genauso schlecht wie unter der Herrschaft seines Vaters.

Amnesty International bezeichnet die Menschenrechtslage im Land weiterhin als "verheerend". Es sollen zahlreiche Gulag-ähnliche Straflager existieren, willkürliche Verhaftungen, Misshandlung und Folter von Gefangenen seien an der Tagesordnung.

N. Korean leader's wife

Quelle: dpa

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Etwa 24,5 Millionen Einwohner hat Nordkorea, davon sind laut Amnesty-Angaben sechs Millionen dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Vereinten Nationen vermuten, dass das Land in absehbarer Zeit nicht mehr in der Lage sein wird, seine Bevölkerung zu ernähren.

Im Bild: Der Beweis, dass Kim Jong Un tatsächlich in der Achterbahn fuhr.

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Quelle: AFP

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Die Lage im Land steht bei den derzeitigen Propagandamaßnahmen kaum im Vordergund. Dass Kims Ehe, die angeblich bereits seit 2009 besteht, gerade jetzt in so aggressiver Manier publik gemacht wird, soll dem Ausland wohl vor allem die Seriosität des jungen Machthabers vermitteln. Ganz im Sinne von: Wer verheiratet ist, wirkt reifer - und im Falle der Familie Kim auch menschlicher.

Im Bild: Kim schüttelt einem falschen Kraken im "Dolfinarium" von Rungna den Arm.

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Quelle: AFP

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Kim, wieder mit Strohhut und über das ganze Gesicht strahlend. Sein Vater Kim Jong Il gab sich während seiner Herrschaft nicht nur weit weniger volksnah, es gab von ihm auch kaum Bilder, die ihn lächelnd zeigten.

Beobachter rätseln, ob die neue Außendarstellung auf einen tatsächlichen Kurswechsel hindeuten. Wahrscheinlich ist jedoch, dass der Bevölkerung und auch dem kritischen Ausland ein intaktes System mit einem souveränen Führer gezeigt werden soll.

Kim Jong Un, Ri Sol Ju

Quelle: AP

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Dem jungen Staatschef Nordkoreas dürfte gerade nach den Ereignissen der vergangenen Wochen sehr daran gelegen sein, als souveräner Herrscher wahrgenommen zu werden. Hatte er doch gerade erst den langjährigen Armeechef des Landes all seiner Ämter enthoben - ein sehr ungewöhnlicher Vorgang. Zusätzlich hatte Kim sich quasi selbst zum "Marschall" befördert. Damit hat er den militärischen Rang inne, den zuletzt sein Vater bekleidete.

im Bild: Inszenierter Führerkult. Machthaber Kim schreitet voran, seine Ehefrau sieht in bewundernd an, die Militärs klatschen enthusiastisch.

North Korean leader Kim Jong-il holds a sack of candy as he visits the Samilpo indigenous product factory in this picture released by KCNA

Quelle: REUTERS

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Grundsätzlich hat es in Nordkorea Tradition, dass der Machthaber das Land bereist und Fabriken, militärische Anlagen und Freizeitparks persönlich inspiziert. Unter Kim Jong Il wäre es aber undenkbar gewesen, dabei in Begleitung der Ehefrau zu erscheinen oder auch nur eine Miene zu verziehen.

Der Sohn scheint seine Besuche etwas anders gestalten zu wollen. Bislang gibt es aber kaum Anzeichen, dass dies auch mit der politischen Öffnung des Landes einhergeht.

Im Bild: Kim Jong Il besucht auf diesem undatierten Foto eine Süßigkeiten-Fabrik.

© Süddeutsche.de/mkoh/joku
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