Süddeutsche Zeitung

Nordkoreas Militär:"Wir werden den Süden auslöschen"

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Nordkoreas Armee erhebt schwere Drohungen gegen Südkorea. Der Hintergrund ist besorgniserregend: Laut US-Wissenschaftlern hat Nordkorea genug waffenfähiges Plutonium für fünf Atombomben hergestellt.

Das nordkoreanische Militär hat kriegerische Töne gegen den Süden des geteilten Landes angeschlagen. Da die Regierung in Seoul die Zusammenarbeit verweigere, müsse die Armee Nordkoreas auf allen Ebenen auf Konfrontationskurs gehen, sagte der Sprecher der Streitkräfte laut Nachrichtenagentur KCNA. Die revolutionären Streitkräfte seien zu Vergeltungsschritten gezwungen, um die Regierung in Seoul auszulöschen. Als Grund führte der Sprecher an, dass die neue konservative Regierung in Seoul sich der nationalen Versöhnung verweigere. Dabei werde sie von ausländischen Kräften unterstützt.

Der Armeesprecher, der in voller Uniform auch im Fernsehen zu sehen war, sagte, mit Provokationen des südkoreanischen Militärs wie der Verletzung der Seegrenzen sei eine Gefahren-Linie überschritten Worden. Nordkorea könne dem nicht länger nur zusehen.

Seit der Regierungsübernahme von Präsident Lee Myung Bak im Süden im vergangenen Jahr haben sich die innerkoreanischen Beziehungen massiv verschlechtert. Lee hatte im Wahlkampf einen härteren Kurs angekündigt. Zehn Jahre lang bemühten sich seine liberalen Vorgänger um eine Entspannung des Verhältnisses. Im Juli wurde eine südkoreanische Touristin von nordkoreanischen Soldaten erschossen. Seit Dezember hält Nordkorea die Grenze weitgehend geschlossen. Besonders erbost ist Nordkorea wegen der Einschränkung südkoreanischer Hilfslieferungen für die eigene notleidende Bevölkerung.

Zudem hat Nordkorea nach den Worten eines US-Wissenschaftlers genug Plutonium waffenfähig gemacht, um vier bis fünf Atombomben herzustellen. Inspektoren dürften die Waffen jedoch nicht in Augenschein nehmen, berichtete Selig Harrison vom Woodrow Wilson International Center in Washington nach einem Besuch in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang.

Bei seinem Aufenthalt habe er mit vier Regierungsvertretern gesprochen, darunter auch dem Verantwortlichen für die Beziehungen zu den USA. Die nordkoreanische Seite habe erklärt, das Land wünschee ein freundschaftliches Verhältnis zu den USA.

Nordkorea verzögert derzeit die Umsetzung eines Abkommens zur atomaren Abrüstung. Die Führung in Pjöngjang lehnt Forderungen anderer Länder über die Verifizierung des Entwaffnungsprozesses ab. Die Vertragspartner hätten ihrerseits gegeben Hilfszusagen nicht eingehalten.

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