Nordkoreas Atomprogramm:Kim Jong-un will auf Augenhöhe mit Trump sein

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Was Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un vorhat, weiß niemand genau abzuschätzen. (Foto: AP)

Vor dem geplanten Gipfeltreffen mit dem US-Präsidenten kündigt Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un an, die Nuklear- und Raketentests auszusetzen. Experten sind skeptisch, was Kims Motive betrifft.

Von Hubert Wetzel, Washington

US-Präsident Donald Trump hat die überraschende Erklärung des nordkoreanischen Regimes begrüßt, künftig auf Nuklear- und Raketentests verzichten zu wollen und die wichtigste Atomtest-Anlage zu schließen. Das sei ein "großer Fortschritt" und eine "sehr gute Nachricht", twitterte Trump. Er freue sich auf sein geplantes Gipfeltreffen mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un.

Die Freude des Präsidenten stand allerdings in deutlichem Kontrast zu der Skepsis vieler Nordkorea-Experten in Washington. Einem Bericht der Washington Post zufolge haben auch Trump-Berater im Weißen Haus Zweifel, was den Wert der Ankündigung aus Pjöngjang angeht. Sie befürchten, Kim könnte versuchen, die USA vor dem für Ende Mai oder Anfang Juni geplanten Gipfeltreffen mit vermeintlichen Zugeständnissen diplomatisch in die Defensive zu drängen. Je kompromissbereiter Kim jetzt erscheine, desto schwieriger werde es für die USA, ihn weiter unter Druck zu setzen und harte Forderungen zu stellen, so die Deutung im Weißen Haus.

Pjöngjang hatte am Freitag verkündet, dass das Land vom 21. April an keine Atomsprengköpfe oder Langstreckenraketen mehr testen werde und das wichtigste Testzentrum im Norden des Landes stillgelegt werde. Begründet wurde das damit, dass Nordkorea die Entwicklung von Nuklearwaffen und Trägerraketen erfolgreich abgeschlossen habe. Jetzt beginne eine neue, "historische" Phase.

Beobachter wiesen jedoch darauf hin, dass sowohl der Teststopp als auch die Schließung der Testanlagen eher symbolische Bedeutung hätten. Beides ließe sich jederzeit problemlos rückgängig machen, hieß es. Zudem hatte Nordkorea schon vor einigen Monaten erklärt, es sei nun eine Atommacht mit voll einsetzbaren Waffensystemen und könne auf Tests verzichten.

Vor allem aber wurde in der Erklärung aus Nordkorea mit keinem Wort jenes Ziel erwähnt, was die USA in den Verhandlungen mit Kim erreichen wollen: die "Denuklearisierung" Nordkoreas, also die Abrüstung des Atomwaffenarsenals, das Kim und seine Vorgänger aufgebaut haben. Zwar verzichtet Nordkorea seit einigen Wochen auf die früher üblichen Beschimpfungen der USA. Aber bisher gibt es vom Regime in Pjöngjang selbst keine Verlautbarung, die darauf hindeutet, dass es bereit wäre, eine Begrenzung oder gar einen Rückbau seiner ohnehin kleinen Nuklearstreitkräfte zu akzeptieren. Allerdings hat die südkoreanische Regierung mitgeteilt, Pjöngjang habe ihr gegenüber zugesagt, über die "Denuklearisierung" zu reden und keine inakzeptablen Forderungen an Washington stellen zu wollen, etwa den Abzug aller US-Truppen aus Südkorea.

Doch trotz der Friedenssignale aus dem Norden haben Experten den Verdacht, dass Kim am Ende ein völlig anderes Ziel als Trump verfolgt: Er wolle, dass sein Land von den USA als gleichrangige Atommacht anerkannt werde. Zugleich wolle er den Druck der Wirtschaftssanktionen mildern, die auf seinem Land lasten. Dazu sei das Gipfeltreffen mit Trump ein wichtiger Schritt.

© SZ vom 23.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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