Nordkorea:Kim wirft den USA böse Absichten beim Gipfel in Hanoi vor

North Korean leader Kim Jong Un looks on after attending a wreath laying ceremony at a navy memorial in Vladivostok

Kim Jong-un war in dieser Woche zum ersten Mal in Russland.

(Foto: REUTERS)
  • Frieden und Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel hängen nach Darstellung des nordkoreanischen Machthabers Kim vom künftigen Verhalten der USA ab.
  • Kim warf den USA vor, sie hätten bei einem vorzeitig abgebrochenen Gipfel mit Trump vor zwei Monaten in Hanoi mit schlechter Absicht gehandelt.
  • Nach seinem ersten Treffen mit Putin reiste Kim verfrüht wieder aus Russland ab, der Grund dafür ist nicht bekannt.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un warnt vor einer Rückkehr der Spannungen mit den USA. Er ließ die staatliche Nachrichtenagentur seines Landes KCNA vermelden, er habe dies während seines Gipfeltreffens mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin gesagt. Demnach warnte Kim: "Die Situation auf der koreanischen Halbinsel und in der Region stagniert und hat einen kritischen Punkt erreicht, an dem sie wieder zu ihrem Ursprungszustand zurückkehren kann."

Kim warf den USA vor, sie hätten bei einem vorzeitig abgebrochenen Gipfel mit US-Präsident Donald Trump vor zwei Monaten in Hanoi in böser Absicht gehandelt. Man wappne sich "für alle möglichen Situationen". Es ist Kims erste deutliche Äußerung zu seinem vorzeitig abgebrochenen zweiten Treffen mit Trump.

Traditionell waren Russland und Nordkorea Verbündete, doch nach jahrelanger Isolierung hatte sich Kim auch anderen Regierungen gegenüber ein wenig geöffnet. Er hatte vor etwa eineinhalb Jahren angekündigt, die diplomatischen Beziehungen zu anderen Ländern wieder auszubauen. Seitdem war er bei mehreren Gipfeltreffen mit den Präsidenten der USA, Chinas und Südkoreas. Doch das zweite Treffen zwischen Kim und Trump endete vorzeitig ohne Einigung. Sie hatten ihre Differenzen bei den Verhandlungen zur atomaren Abrüstung Nordkoreas nicht überbrücken können. Nordkorea fordert einen schrittweisen Ansatz, der mit Sanktionslockerungen seitens der USA einhergeht. Die US-Regierung erwartet hingegen eine umfangreiche Einigung zur nuklearen Abrüstung, ehe sie wirtschaftliche Zugeständnisse macht.

Nun hat sich Nordkorea also wieder Russland zugewandt. Am Donnerstag waren Kim und Putin in Wladiwostok zum ersten Mal zu einem Gipfel zusammengetroffen. Im Mittelpunkt standen das umstrittene nordkoreanische Atomwaffenprogramm und die bilaterale Zusammenarbeit.

Kim lud Putin dem KCNA-Bericht zufolge zu einem Gegenbesuch ein. Juri Uschakow, Putins außenpolitischer Berater, sagte dazu, dass es für einen Besuch noch keinen konkreten Terminplan gebe.

Ein Durchbruch war nicht erwartet worden, jedoch warb Putin für internationale Sicherheitsgarantien für Nordkorea. Zusicherungen nur der USA reichten wahrscheinlich nicht aus, um Nordkorea zum Verzicht auf sein Atomwaffenprogramm zu bewegen, sagte er. Sollten solche Garantien funktionieren, müssten sie international und rechtlich bindend sein, und es müsse für Nordkoreas Souveränität gebürgt werden.

Der nordkoreanische Machthaber reiste am Freitag früher als erwartet mit seinem gepanzerten Zug aus der russischen Hafenstadt Wladiwostok ab. Der Grund, aus dem er das Besuchsprogramm abkürzte, war zunächst nicht klar.

Zuvor besuchte Kim Berichten zufolge noch ein Kriegsdenkmal für die sowjetische Pazifikflotte im Zweiten Weltkrieg im Stadtzentrum und legte dort Blumen nieder. Danach habe es noch einen Empfang für Kim in einem traditionellen russischen Restaurant gegeben, bestätigte der Gouverneur der Region, Oleg Koschemjako. Dort sei auch schon Kims Vater, Kim Jong-il, bei seinem Russland-Besuch 2002 gewesen. Kim habe exakt das gleiche Menü serviert bekommen, sagte der Gouverneur.

Während Kim am Freitag zurück nach Pjöngjang reiste, besuchte Putin den "Seidenstraßen"-Gipfel in Peking. Dort informierte er laut Kreml-Angaben Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping über die Ergebnisse des Treffens mit Kim.

Kurz nach der Warnung durch Kim setzte Trump zwei Tweets über den Fall Otto Warmbier ab. Der Student aus den USA war jahrelang in Nordkorea festgehalten worden, im Koma in die USA zurückgekehrt und später an den Folgen der Haft gestorben. Einem Medienbericht vom Donnerstag zufolge hat Nordkorea zwei Millionen Dollar für Warmbiers medizinische Versorgung gefordert. Als ein Sondergesandter und ein Arzt aus den USA nach Nordkorea geflogen seien, um Warmbier aus einem Krankenhaus abzuholen, sei ihnen die Rechnung präsentiert worden - als Voraussetzung für eine Ausreise. Nach Rücksprache mit der US-Regierung habe der Sondergesandte eine Vereinbarung zur Zahlung der Summe unterschrieben. Ob das Geld später je gezahlt worden sei, sei aber unklar.

Trump bestritt die Zahlung auf Twitter: "An Nordkorea ist kein Geld für Otto Warmbier gezahlt worden, nicht zwei Millionen und auch kein anderer Betrag." Er habe besser verhandelt als sein Vorgänger Barack Obama, der den Deserteur Bowe Bergdahl zu Unrecht gegen Geiseln ausgetauscht und hohe Summen an Geiselnehmer gezahlt habe. Trump erklärte die Rückkehr des sterbenden Warmbier damit, dass er "der großartigste Geisel-Verhandler in der Geschichte der Vereinigten Staaten" sei, wie ihm der Chefunterhändler der USA bescheinigt habe.

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