Süddeutsche Zeitung

Politik in Asien:Nordkorea simuliert nuklearen Beschuss Südkoreas

Nachdem Kim Jong-uns Militär erneut zwei Raketen abgefeuert hat, setzt der südliche Nachbarstaat zu seiner Verteidigung auf noch engere Zusammenarbeit mit den USA und Japan. Das Land will dazu "strategische US-Mittel" stationieren.

Die jüngste Raketentest-Serie Nordkoreas hat nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA den Beschuss des Südens mit taktischen Nuklearwaffen simuliert. Die Reaktion folgt auf dem Fuße: Das südkoreanische Militär wird seine Zusammenarbeit mit den USA und Japan verstärken, einschließlich der Stationierung "strategischer US-Mittel", heißt es in einer Ankündigung der südkoreanischen Streitkräfte.

"Die Effektivität und die praktische Kampffähigkeit unserer nuklearen Kampftruppen wurden in vollem Umfang demonstriert, da sie jederzeit und von jedem Ort aus bereit sind, Ziele zu treffen und zu zerstören", berichtet die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Montag. Nordkorea hatte am frühen Sonntag zwei ballistische Raketen abgefeuert. Die Raketentests, die gegen die Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen verstoßen, "werden die Sanktionen gegen Nordkorea verschärfen, das öffentliche Wohlergehen verschlechtern und das Regime sehr instabil machen", erklärte wiederum der Nationale Sicherheitsrat Südkoreas nach einer Dringlichkeitssitzung, in der Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol informiert wurde.

Bei den nordkoreanischen Flugkörpern seien Schein-Nuklearsprengköpfe eingesetzt worden, um eine starke Botschaft der Kriegsabschreckung zu vermitteln, heißt es seitens der nordkoreanischen Nachrichtenagentur. Die verschiedenen Tests simulierten den Beschuss von militärischen Kommandoeinrichtungen, den Angriff auf wichtige Häfen und die Neutralisierung von Flughäfen im Süden. Die Übungen unter der Aufsicht von Machthaber Kim Jong-un seien eine "unvermeidliche Reaktion" auf die Mobilisierung der Seestreitkräfte der USA und Südkoreas, hieß es in dem KCNA-Bericht weiter.

Die nordkoreanischen Raketen wurden zwischen 1.48 Uhr und 1.58 Uhr Ortszeit vom Gebiet Munchon in der Provinz Kangwon aus gestartet, teilt das Generalstabsamt in einer E-Mail mit. Sie flogen etwa 350 Kilometer weit und erreichten eine Höhe von 90 Kilometern bei einer Spitzengeschwindigkeit von Mach 5, heißt es in der Erklärung. Die südkoreanischen und US-amerikanischen Streitkräfte wurden in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, so General Kim Seung-kyum und General Paul LaCamera, Befehlshaber des südkoreanisch-amerikanischen Combined Forces Command.

In den vergangenen zwei Wochen hatte das kommunistische Regime in Pjöngjang unter der Führung von Kim Jong-un bereits Raketen gestartet. Die Flugzeugträgergruppe der USS Ronald Reagan machte eine Wende, nachdem eine dieser Raketen über Japan geflogen war. Die Gruppe kehrte in die Gewässer vor der Koreanischen Halbinsel zurück und hielt am Donnerstag gemeinsam mit Seestreitkräften aus Japan und Südkorea Übungen zur Raketenabwehr ab. Die Vorfälle erinnern an den Herbst 2017, als Kim Jong-uns Regime sein größtes Sperrfeuer an Langstreckenraketen abgefeuert und eine Atombombe gezündet hat, was neue UN-Sanktionen auslöste.

Militärübungen Südkoreas und der USA wertet Nordkorea als Vorspiel für eine Invasion

Kims Jong-uns Regime hatte die Flugzeugträgergruppe in der Region als "äußerst besorgniserregend" bezeichnet und erklärt, die nordkoreanischen Streitkräfte nähmen die Stationierung ernst. Nordkorea ist seit Jahrzehnten gegen gemeinsame Militärübungen Südkoreas und der USA, die es als Vorspiel für eine Invasion bezeichnet. Die jüngsten Raketentests Nordkoreas sind Kim Jong-un zufolge eine Reaktion darauf, dass die USA mit der USS Ronald Reagan nukleares Arsenal in die Region gebracht haben.

Die Flugzeugträgergruppe war bereits Ende September in dem Gebiet gewesen, etwa zu der Zeit, als US-Vizepräsidentin Kamala Harris Japan und Südkorea besuchte. Während ihres Besuchs in der Demilitarisierten Zone, die die beiden koreanischen Staaten trennt, warnte Harris Nordkorea vor einer Verschärfung der Spannungen und forderte Kim Jong-un auf, zu den ins Stocken geratenen Gesprächen über eine atomare Abrüstung zurückzukehren. "Auch wenn der Feind immer wieder von Dialog und Verhandlungen spricht, haben wir nichts, worüber wir reden könnten, und wir haben auch nicht das Bedürfnis, dies zu tun", zitiert KCNA allerdings nun den Machthaber in Pjöngjang.

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