Süddeutsche Zeitung

Alarm in Japan:Nordkorea feuert Rakete ab

Es ist Kim Jong-uns fünfter Test eines Flugkörpers innerhalb von zehn Tagen. Japans Regierung fordert die Bevölkerung auf, sich in Sicherheit zu bringen.

Nordkorea hat seine jüngste Serie von Raketentests fortgesetzt. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs flog eine ballistische Mittelstreckenrakete am Dienstag (Ortszeit) in Richtung des Japanischen Meeres (koreanisch: Ostmeer), wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtet. Demnach wurde die Rakete in der nördlichen nordkoreanischen Provinz Jagang nahe der Grenze zu China gestartet. Das Büro des japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida twitterte, das Geschoss, bei dem es sich mutmaßlich um eine nordkoreanische ballistische Rakete handele, sei wahrscheinlich über Japan geflogen. Zuvor hatte die japanische Regierung die Öffentlichkeit alarmiert, dass sich eine nordkoreanische Rakete auf das Land zubewegt. "Eine Rakete wurde abgefeuert, eine Rakete wurde abgefeuert", lauteten Warnungen, die von den Sendern verlesen wurden, während auf den Fernsehbildschirmen nur ein schwarzer Bildschirm mit weißer Schrift zu sehen war. Die Bewohner der nordjapanischen Insel Hokkaido und der Präfektur Aomori an der Nordspitze der japanischen Hauptinsel Honshu wurden aufgefordert, Schutz in ihren Häusern zu suchen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete.

Damit erhöhen sich die Spannungen zwischen den Ländern erneut deutlich. Japan hat inzwischen scharf gegen den Start der ballistischen Rakete durch Nordkorea protestiert. Regierungschef Kishida nannte den neuerlichen Raketentest am Dienstag "ungeheuerlich". Japans Verteidigungsminister Yasukazu Hamada berichtete, dass die Rakete 4600 Kilometer weit geflogen sei. Es sei die weiteste horizontale Entfernung einer Rakete Nordkoreas gewesen. Kabinettschef Hirokazu Matsuno nannte den nordkoreanischen Test eine "unmittelbare Bedrohung" für die Region und die Weltgemeinschaft. Über seine Botschaft in Peking übermittelte Japan einen formellen Protest bei der nordkoreanischen Vertretung in der chinesischen Hauptstadt, wie die Nachrichtenagentur Jiji berichtete.

Zuletzt hatte Nordkorea am Samstag zwei ballistische Raketen getestet - das war der vierte Raketenabschuss innerhalb einer Woche. Japan empfahl, alle möglichen Maßnahmen zur Vorsorge, einschließlich der Bereitschaft für Eventualitäten zu ergreifen. Informationen sollten gesammelt und analysiert werden. Die Sicherheit von Flugzeugen, Schiffen und anderen Einrichtungen müsse gewährleistet werden.

UN-Resolutionen untersagen Nordkorea das Erproben von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf befördern können. Die zuletzt gehäuften Raketentests Nordkoreas werden von Experten auch als Reaktion auf die kürzlich abgehaltenen Seemanöver südkoreanischer und US-amerikanischer Streitkräfte gewertet. An den viertägigen Marineübungen hatte auch der Flugzeugträger USS Ronald Reagan teilgenommen. Es war die erste Entsendung eines US-Flugzeugträgers nach Südkorea seit fast vier Jahren. Nordkorea wirft den USA regelmäßig vor, durch ihre Militärmanöver mit Südkorea einen Angriff vorzubereiten - was von beiden Ländern bestritten wird. Die Spannungen in der Region haben nach einer Reihe von Tests mit atomwaffenfähigen Raketen durch Nordkorea in diesem Jahr deutlich zugenommen. Zudem soll das Land Berichten zufolge den Abschuss einer ballistischen U-Boot-Rakete sowie möglicherweise auch seinen ersten Atomtest seit 2017 vorbereiten.

Nordkorea unterliegt seit 2006 UN-Sanktionen, die der Sicherheitsrat im Lauf der Jahre stetig und einstimmig verschärft hat. So soll Nordkorea an der Finanzierung seines Atomwaffen- und Raketenprogramms gehindert werden. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un lässt sich jedoch nicht von seinem Kurs abbringen, da er sein Land von den USA bedroht sieht. Erst kürzlich verabschiedete Nordkorea ein neues Atomwaffengesetz, das das Recht auf einen nuklearen Erstschlag zur Selbstverteidigung vorsieht. Der Status als Atommacht wurde darin als "unumkehrbar" verankert.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5668100
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa/bloomberg/cjk
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.