Nordkorea: Millionen für das Militär:Raketen statt Reis

Viele Nordkoreaner leben in Armut - und das Regime hat seit April offenbar mehr als eine halbe Milliarde Euro mit Waffentests verpulvert. Damit hätte es den Hunger für zwei Jahre in den Griff bekommen können.

Das bitterarme Nordkorea hat sich seine weltweit verurteilten Raketen- und Atomtests seit April nach einem Medienbericht schätzungsweise mehr als eine halbe Milliarde Euro kosten lassen. Allein die jüngste Testserie mit sieben ballistischen Raketen am Samstag habe rund 43 Millionen Dollar (etwa 30,8 Millionen Euro) gekostet, berichtete die auflagenstärkste südkoreanische Zeitung Chosun Ilbo unter Berufung auf Schätzungen von Regierungsstellen.

Nordkorea: Millionen für das Militär: Nordkorea feiert den Start des Fernmeldesatelliten Kwangmyongsong-2 - das Militärprogramm kommt das Land teuer zu stehen.

Nordkorea feiert den Start des Fernmeldesatelliten Kwangmyongsong-2 - das Militärprogramm kommt das Land teuer zu stehen.

(Foto: Foto: dpa)

Der finanzielle Aufwand für den Start einer Langstreckenrakete Anfang April habe bei 300 Millionen Dollar und für den zweiten nordkoreanischen Atomversuch am 25. Mai vermutlich bei 300 bis 400 Millionen Dollar gelegen.

Mit den zusammengerechnet geschätzt 700 Millionen Dollar für den Atomversuch und sämtliche Raketentests in diesem Jahr hätte Nordkorea mindestens zwei Jahre lang die Lebensmittelknappheit im Land in den Griff bekommen können, schrieb die Zeitung.

Mit 300 Millionen Dollar könnten auf dem Weltmarkt eine Million Tonnen Reis gekauft werden. Mit der Menge hätte der kommunistische Staat die Versorgungsprobleme für etwa ein Jahr gelöst, wurde ein Regierungsbeamter in Seoul zitiert.

Unter Missachtung von UN-Resolutionen hatte Nordkorea am Samstag nach südkoreanischen Militärangaben innerhalb von nur zehn Stunden sieben Raketen über dem Japanischen Meer abgefeuert. Durch die Aktion hatte das international isolierte Land die Spannungen wegen seiner Rüstungsvorhaben weiter angeheizt.

Die Raketen hätten eine Reichweite von 400 bis 500 Kilometern gehabt, sagte ein Sprecher. Südkorea und Japan verurteilten diese zweite Testserie in Nordkorea innerhalb von drei Tagen als "provokativen Akt" und Verletzung bestehender UN-Resolutionen. Beobachter hatten zuvor damit gerechnet, dass das kommunistische Land den Nationalfeiertag in den USA am 4. Juli zum Anlass nehmen würde, um Stärke zu demonstrieren.

Nach der Testserie pries Nordkorea am Sonntag in aggressivem Tonfall die Schlagkraft seiner Streitkräfte. Dank der "Militär-Zuerst-Politik" seien die "revolutionären Truppen heute zu einer starken Armee herangewachsen, die denjenigen eine erbarmungslose Bestrafung auferlegen kann, die uns beleidigen", hieß es in einem Kommentar der offiziellen Zeitung Rodong Sinmun.

Die USA kritisierten die "möglichen" Tests als "nicht hilfreich". "Wir warten, bis wir alle Fakten zu diesem Verstoß haben", sagte ein Beamter des Außenministeriums in Washington. China rief zu einer besonnenen Reaktion auf. Alle Parteien sollten ruhig bleiben und "gemeinsam Frieden und Stabilität in der Region erhalten", mahnte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking.

Mit den jüngsten Tests verletze Nordkorea "klar die Resolutionen 1695, 1718 und 1874 des UN-Sicherheitsrats, die Nordkorea jede Aktivität im Zusammenhang mit ballistischen Raketen verbieten", erklärte das Außenministerium in Seoul. Das höchste UN-Gremium hatte zuletzt vor gut drei Wochen die Sanktionen gegen Nordkorea wegen eines zweiten Atomtests am 25. Mai verschärft. Pjöngjang hatte als Reaktion auf die UN-Sanktionen mit Krieg gedroht und den Ausbau seiner atomaren Abschreckung angekündigt.

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