Raketentest:Nordkorea feuert mutmaßliche Langstreckenrakete ab

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Dieses von der nordkoreanischen Regierung verbreitete Foto zeigt einen Teststart einer Interkontinentalrakete an einem ungenannten Ort in Nordkorea. (Archivbild) (Foto: Uncredited/dpa)

Sie sei so lang geflogen wie bisher keine andere von Pjöngjang abgefeuerte Rakete, heißt es aus Japan. Anschließend sei sie ins Meer gestürzt.

Mit dem bislang längsten Testflug einer Interkontinentalrakete hat Nordkorea die Spannungen mit seinen Nachbarländern weiter verschärft. Das nahe der Hauptstadt Pjöngjang abgefeuerte Geschoss war nach Angaben der japanischen Regierung 86 Minuten in der Luft und stürzte schließlich westlich der zu Japan gehörenden Insel Hokkaido ins offene Meer - nach rund 1 000 Kilometern Flugstrecke. Es handelt sich um den ersten Test einer nordkoreanischen Interkontinentalrakete seit Dezember vergangenen Jahres - und einen weiteren Verstoß der Führung von Machthaber Kim Jong-un gegen internationale Sanktionen.

Den Angaben des japanischen Verteidigungsministeriums zufolge stieg die Rakete mit steiler Flugbahn bis in eine Höhe von etwa 7 000 Kilometern. Experten gehen davon aus, dass Nordkoreas Interkontinentalraketen bei flacherem Abschusswinkel potenziell das gesamte Festland der Vereinigten Staaten erreichen könnten. Die USA sind die wichtigste Schutzmacht Japans und Südkoreas und unterhalten in beiden Ländern große Militärstützpunkte.

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Machthaber Kim bezeichnete den Raketenabschuss als „angemessene militärische Aktion“, wie Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete. Der Test sei eine Reaktion auf Provokationen feindlicher Kräfte in der Region und belege „unseren Willen zur Gegenreaktion. Details nannte Kim nicht, allerdings betrachtet Pjöngjang die militärische Unterstützung der USA für Südkorea und die regelmäßigen Manöver ihrer Streitkräfte ebenso als Affront wie den Kurs der südkoreanischen Regierung im Dauerkonflikt der beiden Nachbarstaaten. Südkoreas Präsidentenamt kündigte an, nach dem Raketenstart zusätzliche Sanktionen gegen Nordkorea zu verhängen. Konkrete Details aus Seoul wurden zunächst nicht bekanntgegeben.

Starts oder auch nur Tests von ballistischen Raketen, die je nach Bauart mit einem Atomsprengkopf ausgerüstet werden können, sind dem international weithin isolierten Land durch UN-Beschlüsse verboten. Nordkorea unterliegt wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms internationalen Sanktionen, die Kims Führung aber immer wieder missachtet. Kim strebt an, die Leistungsfähigkeit seiner Langstreckenraketen weiter zu erhöhen. Unklar ist, inwieweit sie militärische Abwehrsysteme überwinden können und ob Pjöngjangs Waffen so verfeinert sind, dass sie ihre beabsichtigten Ziele tatsächlich präzise erreichen können.

Der Raketentest soll wohl militärische Stärke demonstrieren

Erst am Mittwoch hatte der südkoreanische Militärgeheimdienst während eines Treffens mit Abgeordneten davor gewarnt, dass Nordkorea kurz vor dem Testabschuss einer Langstreckenrakete stehe und möglicherweise auch die Vorbereitungen für einen weiteren Atomtest abgeschlossen habe.

Nordkoreas Test wird als Machtdemonstration gedeutet, da er nur Tage vor der US-Präsidentschaftswahl erfolgte – und Stunden, nachdem Seoul und Washington Pjöngjang für die Entsendung von Truppen nach Russland kritisiert hatten.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hatte erst am Mittwoch nach einem Treffen mit seinem südkoreanischen Amtskollegen Kim Yong-hyun erklärt, dass die Entsendung von etwa 10 000 nordkoreanischen Soldaten nach Russland das Risiko berge, den Konflikt in der Region „zu verlängern oder auszuweiten“. Im Gegenzug für die Entsendung von Truppen bestehe eine „hohe Wahrscheinlichkeit“, dass Nordkorea nach hochmodernen Technologietransfers aus Russland streben werde – einschließlich Technologien im Zusammenhang mit taktischen Nuklearwaffen und interkontinentalen ballistischen Raketen.

© SZ/Reuters/Bloomberg/dpa/lath - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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