Nordkorea-Konflikt:Südkoreas Militär rechnet mit weiterem Raketentest Nordkoreas

  • US-Präsident Donald Trump droht Nordkorea nach dem jüngsten Atomtest auch mit dem Einsatz von Atomwaffen.
  • Russland, China und die übrigen Brics-Staaten sprechen sich hingegen für eine Beilegung der Krise durch Diplomatie aus.
  • Während Japan und Südkorea für eine UN-Sondersitzung eintreten, plant Nordkorea möglicherweise schon den nächsten Test.

China, Russland, Brasilien, Indien und Südafrika haben den jünsten Atomtest Nordkoreas einhellig scharf verurteilt. Die sogenannten Brics-Staaten brachten auf ihrem Gipfeltreffen im chinesischen Xiamen ihre "tiefe Sorge" über die Zündung einer mutmaßlichen Wasserstoffbombe zum Ausdruck und traten für "friedliche Mittel und den direkten Dialog aller beteiligten Seiten" ein. "In dieser Situation kann jeder vorschnelle Schritt zu einer Explosion führen", warnte Russlands Vizeaußenminister Sergej Rjabkow. Der Diplomat rief die USA indirekt auf, Nordkorea entgegen zu kommen. "Der Stärkere und Klügere sollte Zurückhaltung üben", sagte er.

Nordkorea hatte die Weltgemeinschaft am Sonntag mit einem erneuten Nuklearwaffentest konfrontiert, das Staatsfernsehen des Landes sprach von einer Wasserstoffbombe. Nach Einschätzung des südkoreanischen Militärs bereitet das Regime um Kim Jong-un möglicherweise bereits einen neuen Test vor: Dabei soll es sich um den Start einer Interkontinentalrakete handeln.

US-Präsident Donald Trump setzte in der Reaktion ein weiteres Mal auf Drohungen: Er warnte Nordkorea, die USA würden notfalls auch mit Atomwaffen gegen das Land vorgehen. Trump habe dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe in einem Telefongespräch zugesagt, dass die USA ihr eigenes Gebiet sowie ihre Verbündeten verteidigen würden. Dafür werde "die volle Bandbreite der diplomatischen, konventionellen und nuklearen Möglichkeiten eingesetzt", teilte das Weiße Haus mit.

Der japanische Außenminister Taro Kono verständigte sich nach Medienberichten mit US-Außenminister Rex Tillerson in einem Telefongespräch darauf, "maximalen Druck" auf Nordkorea auszuüben. Kono bekräftigte die Forderung Japans nach einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates, um neue Sanktionen gegen Pjöngjang zu beschließen. Weil Nordkorea bereits als weitgehend isoliert gilt, könnte es auch Sanktionen gegen Länder geben, die noch mit Nordkorea Handel treiben. Darunter könnte auch China fallen.

Der Waffentest von Sonntag war der erste dieser Art in Trumps noch junger Präsidentschaft. Aus Nordkorea hieß es, der Test einer Wasserstoffbombe sei ein "voller Erfolg" gewesen. Erdbeben-Messstationen hatten danach erhebliche Ausschläge auf ihren Messgeräten vermeldet. Die Explosionskraft sei um ein Sechsfaches stärker gewesen, als der des letzten Atomtestes in Nordkorea vor etwa einem Jahr, berichten Forscher aus Südkorea. Das südkoreanische Verteidigungsministerium kündigte unterdessen am Montag die vorübergehende Stationierung des US-Raketenabwehrsystems THAAD an.

Südkorea antwortet mit Raketentest

Trump hat den neuen Test in einer Reihe von Tweets verurteilt. US-Verteidigungsminister James Mattis hatte Reportern noch am Sonntag nach einem Treffen mit Trump, Vizepräsident Mike Pence und Sicherheitsberatern erklärt, die USA würden mit einer "massiven militärischen Antwort" reagieren, sollte Nordkorea die USA oder seine Verbündete bedrohen.

"Wir haben viele militärische Optionen", sagte Mattis. Die USA trachteten nicht nach einer "völligen Vernichtung" Nordkoreas, sagte Mattis. "Aber wie ich sagte, wir haben viele Optionen, genau dies zu tun." Er sprach allerdings noch nicht explizit vom Einsatz atomarer Waffen.

Als Reaktion auf den jüngsten Atomwaffentest Nordkoreas hat Südkorea gestern eine Raketen-Übung gestartet. Die südkoreanische Armee habe einen Angriff auf das Atomgelände des nördlichen Nachbarn simuliert, wobei auf "bestimmte Ziele" im Meer geschossen worden sei, teilte der südkoreanische Generalstab nach Angaben der amtlichen Agentur Yonhap mit. Dabei seien ballistische Hyunmoo-Raketen und Kampfjets vom Typ F-15k zum Einsatz gekommen.

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