Nordkorea-Konflikt:Japan stationiert Patriot-Raketen mitten in Tokio

Jede Rakete, die japanisches Territorium bedroht, soll abgeschossen werden: Japan hat auf die Drohungen aus Nordkorea reagiert und mitten in Tokio Raketenabwehrsysteme installiert. Derweil reagieren europäische Diplomaten in Pjöngjang gelassen auf die brisante Lage in der nordkoreanischen Hauptstadt.

Japan hat auf die jüngsten Drohungen aus Nordkorea reagiert und mitten in Tokio Patriot-Raketen stationiert. Die zwei Abwehrsysteme seien in der Nacht auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums im Herzen der Hauptstadt installiert worden, sagte ein Ministeriumsvertreter der Nachrichtenagentur AFP.

Eine PAC-3-Abschusseinheit wurde auf dem Gelände des Ministeriums im Stadtteil Ichigaya aufgestellt, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete. Auch an zwei anderen Orten der Millionenmetropole sollen PAC-3-Startgeräte in Stellung gebracht werden. Zuvor hatte Verteidigungsminister Itsunori Onodera den Befehl erteilt, nordkoreanische Raketen abzuschießen, sollten diese japanisches Territorium erreichen. Die japanische Marine hat zu diesem Zweck Aegis-Zerstörer ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer) entsandt.

Andere Staaten reagieren gelassener auf die brisante Lage in Nordkorea. Die sieben EU-Staaten mit Botschaften in Nordkorea, darunter auch Deutschland, wollen ihre Diplomaten nicht aus der Hauptstadt Pjöngjang abziehen. Dies sagte ein EU-Diplomat in Brüssel. Neben Deutschland planten auch Bulgarien, Großbritannien, Polen, Rumänien, Tschechien und Schweden "derzeit keine Evakuierung der Botschaften". Es gebe keine Anzeichen für erhöhte militärische Aktivität in Pjöngjang. Nordkorea hatte zuvor erklärt, es werde beim Abzug der Diplomaten aus der Hauptstadt behilflich sein. "Die Lage ist angespannt und potenziell brisant, aber wir glauben nicht, dass wir am Rande eines bewaffneten Konflikts stehen", sagte der Beamte.

Nordkorea sprach in den vergangenen Wochen immer neue Drohungen vor allem gegen die USA und Südkorea aus. Erst am vergangenen Donnerstag erklärte die nordkoreanische Volksarmee, ein Atomangriff auf die USA sei ab sofort genehmigt. Zudem verlegte Nordkorea zwei Mittelstrecken-Raketen an seine Ostküste und installierte sie auf mobilen Abschussrampen. Experten rechnen mit einem Raketentest noch in dieser Woche.

Auch die Drohgebärden aus Pjöngjang wurden zuletzt immer lauter: Das Regime in Nordkorea hat allen in Südkorea lebenden Ausländern das Verlassen des Landes nahegelegt. "Wir wollen, dass den Ausländern in Südkorea im Falle eines Kriegs nichts passiert", hieß es an diesem Dienstag in einer Erklärung des Asien-Pazifik-Friedenskomitees in Pjöngjang. Alle ausländischen Organisationen, Unternehmen und Touristen sollten sich über Schutzräume informieren und im Voraus Pläne zur Abreise zurechtlegen, wurde ein Sprecher des Komitees von den Staatsmedien zitiert.

Arbeiter aus Sonderwirtschaftszone in Kaesong abgezogen

Zugleich hat Nordkorea die Produktion in der Sonderwirtschaftszone Kaesong eingestellt. Am Montag hatte die kommunistische Führung in Pjöngjang erklärt, dass sie ihre circa 53.000 Arbeiter aus Kaesong abzieht und den Komplex vorübergehend schließt. Im Zuge der aktuell angespannten Lage auf der Koreanischen Halbinsel hatte Nordkorea bereits in der vergangenen Woche südkoreanischen Arbeitern die Einreise in die gemeinsam von beiden Staaten betriebene Sonderwirtschaftszone untersagt, die Ausreise hingegen erlaubt. Nach Angaben des Vereinigungsministeriums in Seoul verließen bis Montagabend gut 300 Südkoreaner den Komplex, 475 blieben vorerst vor Ort, um die Produktion am Laufen zu halten.

Der Industriekomplex liegt in Nordkorea, zehn Kilometer von der Grenze zum Süden entfernt. In ihm arbeiten etwa 53.000 nordkoreanische Arbeiter für 123 südkoreanische Unternehmen. Kaesong ist eine wichtige Quelle für ausländische Devisen für Pjöngjang, weshalb Experten bezweifeln, dass Nordkorea den Komplex dauerhaft schließen will.

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