Parlamentswahl in Nordkorea:Schminke für die Diktatur

In Nordkorea wird an diesem Sonntag gewählt. Von einer Demokratie ist der stalinistische Staat von Kim Jong-un aber weit entfernt. Eine Betrachtung von Propagandafotos - und der Wirklichkeit.

Von Bernadette Mittermeier

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Quelle: AFP

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So will sich Nordkorea präsentieren: Weltoffen, schick und freundlich wie dieser Coffee Shop im Zentrum der Hauptstadt Pjöngjang. Sogar Burger gibt es hier, für umgerechnet zwei US-Dollar. Fastfood wie beim amerikanischen Feind? Noch vor wenigen Jahren wäre das in Nordkorea nicht vorstellbar gewesen. Inzwischen nennt US-Präsident Donald Trump den Machthaber Kim Jong-un einen "Freund". Und der nordkoreanische Diktator verspricht, dass sich sein Land der Welt öffnen wird. Doch der Alltag in seinem Reich sieht für den Großteil der Bevölkerung ganz anders aus als auf diesem Foto.

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Von Burger-Restaurants können die meisten Nordkoreaner nur träumen. Die Bevölkerung hungert, fast jeder und jede zweite der Einwohner des stalinistischen Landes ist auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zur Zeit ist die Lage besonders ernst: Die Ernte 2018 war so schlecht wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr, berichten die Vereinten Nationen.

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Auch sonst steht es um die nordkoreanische Wirtschaft schlecht. Das stalinistische Regime versucht, die Lage zu verschleiern. Fotos sind nur von erfolgreichen Unternehmen erlaubt, wie von diesem Geschäft in einer Kosmetikfabrik.

Internationale Sanktionen belasten das Land zusätzlich. US-Präsident Trump hatte Kim Jong-un vor dem gescheiterten Gipfel in Hanoi versprochen, dass Nordkorea wirtschaftlich enorm wachsen könnte, wenn Kim auf Atomwaffen verzichten würde. Bisher sieht es nicht so aus, als sei er dazu bereit.

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Luxusgüter dürfen zum Beispiel nicht nach Nordkorea exportiert werden. Kim Jong-un lässt sie sich trotzdem ins Land bringen. Erst vor wenigen Wochen entdeckte der niederländische Zoll 3000 Kartons mit je 30 Fläschchen Wodka, versteckt unter einem Flugzeugrumpf.

Daily Life In North Korea

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Überall auf den Straßen werden die Menschen daran erinnert, dass sie seit 1948 in einer totalitären Diktatur leben. Wie hier in der Stadt Hamhung. Im Hintergrund sind die Porträts von Kim Jong-uns Vorgängern zu sehen: rechts sein Vater Kim Jong-il, links sein Großvater Kim Il-sung - der noch immer als "Ewiger Präsident" gilt.

Bei den Parlamentswahlen am Sonntag gibt es in jedem Bezirk nur einen Kandidaten, den die herrschenden Arbeiterpartei festgelegt hat. Wer sich bei der Abstimmung enthält, kann wegen Landesverrats bestraft werden. Viel bestimmen dürfen die Abgeordneten aber ohnehin nicht: Die Oberste Volksversammlung tritt nur ein-, zweimal im Jahr zusammen.

Kim Jong-un visits nursery and orphanage

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In der Öffentlichkeit inszeniert Kim Jong-un sich gern als gütiger, volksnaher Führer. Regelmäßig lässt er Fotos veröffentlichen, die ihn zeigen, wie er Fabriken, Felder oder (wie in diesem Bild) ein Waisenheim besucht. Die amerikanische Satirezeitung The Onion kürte ihn 2012 zum "Sexiest Man Alive" - eine chinesische Zeitung fiel darauf herein und gratulierte dem Dikator herzlich zur Auszeichnung.

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Das stalinistische Regime in Nordkorea kontrolliert jeden Aspekt des Alltags seiner Bürger: Der Staat entscheidet, wo jemand wohnt und arbeitet sowie was man öffentlich sagen darf. Sogar für Frisuren gibt es eine begrenzte Auswahl an erlaubten Haarschnitten. Das Individuum zählt nicht - alles ist der Gemeinschaft untergeordnet, wie hier bei der Massengymnastik in Pjöngjang, zu der Regierungsbeamte erscheinen müssen.

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Zu regelmäßigen Feiertagen muss das Volk seinen Führern huldigen. Hier haben sich Menschen in Pjöngjang bei den Statuten von Kim Il-Sung and Kim Jong-il versammelt, um den Geburtstag von Kim Jong-il zu feiern, den "Tag des leuchtenden Sterns". Solchen Veranstaltungen fernzubleiben ist gefährlich, das Regime achtet genau darauf, wer öffentlich seine Loyalität beweist und wer nicht.

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Üblich sind zu diesen Feiertagen auch üppige öffentliche Shows, wie dieser Auftritt von Synchronschwimmerinnen bei einer Schwimm-Gala...

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... oder die bekannten staatlichen Massenspiele, wie diese Veranstaltung im September 2018. Zehntausende Darsteller haben sich über Monate darauf vorbereitet.

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Ein wichtiger Teil dieser Massenspiele sind Militärparaden, die die Wehrhaftigkeit Nordkoreas unterstreichen sollen. Bei solchen Gelegenheiten präsentiert Nordkorea gerne seine neuen Waffen. An den Abrüstungsversprechen gibt es auf internationaler Ebene enorme Zweifel. Neue Satellitenbilder sollen zeigen, dass Nordkorea seine Raketentestanlage wieder aufbaut, die das Regime nach dem ersten Gipfeltreffen zwischen Trump und Kim demontiert hatte.

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Eine freie Presse gibt es natürlich auch nicht. Einheimische Medien - wie die Rodung Sinmun Zeitung in den Händen der Nordkoreaner auf dem Foto - existieren zwar, sie dürfen aber nur die Propaganda der Regierung verbreiten.

Pictures of the Year

Quelle: Jorge Silva/Reuters

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Sind Kim Jong-uns Reden über eine Öffnung zur Welt auch nichts weiter als Propaganda? Zumindest in den Gesprächen mit Südkorea scheinen sich kleine Fortschritte anzubahnen. Bei den Olympischen Spielen im Winter 2018 trat ein gemeinsames Team der beiden Koreas an, das hier von nordkoreanischen Cheerleadern angefeuert wird.

U.S. President Trump Meets North Korean Leader Kim Jong-un In Hanoi

Quelle: Getty Images

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In Südkorea hoffen viele Menschen auf eine Wiedervereinigung und auf Frieden mit dem Norden der Halbinsel. Die bunten Schleifen am Grenzzaun zwischen den beiden Staaten drücken diesen Wunsch aus. Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Seit dem Koreakrieg von 1950 bis 1953 herrscht zwischen den beiden Koreas nur ein Waffenstillstand.

© SZ.de/bkm/odg/stein
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