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UN-Bericht:Elf Millionen Nordkoreaner sind unterernährt

In Nordkorea leidet nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen fast die Hälfte der Bevölkerung unter Mangelernährung. Etwa elf Millionen Menschen seien unterernährt, berichtete UN-Sonderberichterstatter Ojea Quintana in New York. Schätzungen zufolge hätten 140 000 Kinder nicht genug zu essen. 30 000 von ihnen hätten ein "erhöhtes Todesrisiko".

Verantwortlich dafür machte Quintana die Wirtschafts- und Agrarpolitik des nordkoreanischen Regimes. Der Regierung falle die Hauptverantwortung zu, das Recht auf Nahrung zu gewährleisten. Allerdings komme sie ihren menschenrechtlichen Pflichten nicht nach.

Verschärft werde der Lebensmittelmangel durch die Klimaverhältnisse, Naturkatastrophen, die negativen Auswirkungen der Sanktionen gegen Pjöngjang und unfruchtbare Böden. In dem bergigen Land gelten nur 20 Prozent der Fläche als landwirtschaftlich nutzbar.

Historisch schlechte Ernte

Nordkorea hat bereits seit langer Zeit mit Lebensmittelknappheit zu kämpfen. Bei einer großen Hungersnot in den 1990er Jahren starben Hunderttausende Menschen. Im März hatten die Vereinten Nationen gemeldet, dass Nordkorea im Jahr 2018 eine der schlechtesten Ernten seit mehr als einem Jahrzehnt eingefahren hat. Die Gesamterntemenge sei um 500 000 Tonnen auf 4,95 Millionen Tonnen zurückgegangen. Dadurch sei eine große Lebensmittel-Lücke entstanden.

2018 litten viele Menschen im Sommer unter großen Hitzewellen. Es folgten heftige Regenfälle und Überschwemmungen durch einen Taifun. Es fehlt zudem an moderner landwirtschaftlicher Technologie und an Düngemitteln.

In seinen nunmehr drei Jahren als Sonderberichterstatter habe er keine Verbesserung der Lage erkennen können, erklärte Quintana weiter: "Die wirtschaftlichen Ressourcen des Landes werden von den Grundbedürfnissen der Bevölkerung entkoppelt." Das öffentliche Verteilungssystem sorge besonders in der Landbevölkerung für Missstände.

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