Rom:Nordkoreanischer Diplomat setzt sich offenbar in Italien ab

FILE PHOTO: A North Korean flag flutters on top of a 160-metre tower in North Korea's propaganda village of Gijungdong, in this picture taken from the Tae Sung freedom village near the Military Demarcation Line (MDL), in Paju

Eine Flagge Nordkoreas.

(Foto: REUTERS)
  • In Italien hat sich Medienberichten nach ein hochrangiger Diplomat aus Nordkorea hilfesuchend an die Behörden gewandt.
  • Der Mann namens Jo Song-gil soll demnach Chef der nordkoreanischen Botschaft gewesen sein und nun in einem Drittstaat um Asyl gebeten haben.

Der Geschäftsträger der nordkoreanischen Botschaft in Italien hat sich Medienberichten zufolge abgesetzt und Asyl für sich und seine Familie in einem westlichen Drittland beantragt. Die Familie des 48-jährigen Diplomaten Jo Song-gil stehe derzeit unter dem Schutz der italienischen Behörden, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap, ohne Quellen dafür zu nennen.

Der südkoreanische Abgeordnete Kim Min-ki teilte dies ebenfalls mit und berief sich auf Aussagen eines Beamten des südkoreanischen Geheimdienstes. Dieser habe Abgeordneten in einem Briefing hinter verschlossenen Türen gesagt, dass sich der Diplomat und seine Frau im November abgesetzt hätten.

Die Angaben könnten vom südkoreanischen Geheimdienst oder anderen Stellen nicht bestätigt werden, sagte eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums in Seoul. "Wir stellen derzeit Nachforschungen an", hieß es von dort.

Die südkoreanische Zeitung JoongAng Ilbo hatte zuvor berichtet, Jo habe Anfang Dezember um Asyl gebeten. Er setzte sich den Berichten zufolge offensichtlich ab, weil ihn die Regierung in Pjöngjang zurückbeordert habe und werde nun an einem sicheren Ort geschützt.

Seit Oktober 2017 soll Jo vertretungsweise die Botschaft in Rom geführt haben. Zuvor habe Italien den eigentlichen nordkoreanischen Botschafter Mun Jong-nam als Reaktion auf den sechsten Atomtest Nordkoreas im Monat davor des Landes verwiesen, hieß es in Berichten.

Familienmitglieder müssen oftmals als Pfand in Nordkorea bleiben

Jo wäre der höchste Diplomat aus dem weithin abgeschotteten Land seit 2016, dessen Flucht bekannt wurde. Damals setzte sich Thae Yong-ho, der stellvertretende Botschafter in London, mit seiner Familie nach Südkorea ab.

Meldungen über die Flucht hochrangiger nordkoreanischer Regierungsbeamter sind selten. Südkoreanische Medien berichteten im vergangenen Jahr, seit 2015 sei eine unbestimmte Zahl von Diplomaten aus Nordkorea nach Südkorea gekommen. Um ein Überlaufen zu verhindern, müssen nordkoreanische Diplomaten, die auswärtig tätig sind, meistens Familienangehörige als eine Art Pfand in ihrem Heimatland zurücklassen. Oftmals sind Kinder darunter. Da Jo 2015 jedoch mit seiner Frau und seinen Kindern zusammen nach Rom kam, wird im Artikel der JoongAng Ilbo die Vermutung nahelegt, er könne aus einer hochrangigen und privilegierten Familie stammen.

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