Nordkorea hat eine Rakete abgeschossen - allerdings ohne Erfolg. Nach Angaben aus dem südkoreanischen Verteidigungsministerium habe es am Sonntagmorgen (Ortszeit) lediglich den Versuch gegeben, eine Rakete abzufeuern. Dies sei jedoch nicht gelungen. Der Test habe in der Nähe von Sinpo an der Ostküste des Landes stattgefunden.
Ein Sprecher des US-amerikanischen Pazifik-Kommandos bestätigte in Washington, dass die Rakete um 11:21 Uhr Hawaiianischer Zeit (23:23 Uhr Mitteleuropäischer Zeit) abgefeuert wurde. Sie sei jedoch vier bis fünf Sekunden nach der Zündung explodiert, sagte ein außenpolitischer Berater des Weißen Hauses. Eine Reaktion der US-Regierung auf den gescheiterten Test sei demnach nicht zu erwarten. Hätte es sich um einen Atomtest gehandelt, "wären andere Maßnahmen von den USA ergriffen worden", sagte der Berater.
Großbritannien zeigte sich hingegen "besorgt" über den neuen Raketentest. Die britische Regierung verfolge die Situation sehr aufmerksam, erklärte das Außenministerium am Sonntag. Außenminister Boris Johnson forderte Nordkorea auf, sein Atomwaffenprogramm zu beenden und UN-Resolutionen zu befolgen, die zur Sicherung von "Frieden und Stabilität" in der Region beschlossen worden seien.
Militärparade mit 56 vermeintlichen Raketen
Am Samstag wurde in Nordkorea der 105. Geburtstag von Staatsgründer Kim Il Sung gefeiert. Auf der Parade präsentierte das Militär offenbar neue Langstrecken- und U-Boot-gestützte Raketen. Experten zweifelten an der Echtheit mancher Raketen. Auf der Parade wurden 56 Raketen verschiedener Bauart vorgeführt. Darunter auch Raketen auf Transportfahrzeugen mit 16 Rädern.
Weltweit wurde angenommen, dass die nordkoreanische Führung anlässlich des Jahrestages einen neuen Atomwaffentest vornehmen könnte. US-Experten zufolge zeigten Satellitenbilder bereits verdächtige Aktivitäten auf dem Testgelände Punggye Ri.
Die USA hatten erklärt, wegen der Bedrohung aus Nordkorea "militärische Optionen" zu prüfen. US-Präsident Donald Trump schickte vor einigen Tagen den Flugzeugträger USS Carl Vinson und mehrere Kriegsschiffe zur koreanischen Halbinsel. Am Sonntag traf wie geplant US-Vize-Präsident Mike Pence zum Auftakt einer Asien-Reise in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul ein. Er will vor dem Hintergrund der verschärften Spannungen um das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm die Solidarität der USA mit dem südkoreanischen Verbündeten bekunden.
China und Russland riefen zur Zurückhaltung auf
China und Russland riefen nach dem Raketentest alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Der chinesische Außenminister Wang Yi sagte in einem Telefonat mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow, sein Land wolle sich gemeinsam mit Russland für eine Entspannung in dem sich zuspitzenden Konflikt einsetzen.
Auf der Parade in Pjöngjang wurde der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap zufolge möglicherweise eine neue ballistische Interkontinentalrakete vorgeführt. Ziel Nordkoreas ist eine Interkontinentalrakete, mit der ein Atomsprengkopf auf Ziele in den USA abgeschossen werden kann. Experten sind uneins hinsichtlich der Fähigkeiten der bislang existierenden nordkoreanischen Raketen. Einig sind sich aber alle, dass das Land in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht hat.
Der Experte Lee Il Woo vom privaten Korea Defence Network, sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Ich habe den Verdacht, dass das alles Attrappen gewesen sein könnten, die darauf abzielen sollen, die Welt da draußen zu beeindrucken." Der Nordkorea-Experte Chad O'Carroll will beobachtet haben, dass die Spitze einer der zuletzt gezeigten Raketen "sichtbar geeiert" habe.
Es war der fünfte Raketentest Nordkoreas in diesem Jahr. Und der zweite, der gescheitert ist.