Am Ende der Straße, vor dem Gebäude der Staatsbank, hat ein gepanzerter Mannschaftswagen Stellung bezogen. Schwer bewaffnete vietnamesische Polizeikräfte mit Stahlhelmen und Sturmgewehren patrouillieren auf dem Gehsteig, kein Durchkommen zum Metropole-Hotel, dem Ort des Gipfels. Viel Symbolik verbindet sich mit dem weiß getünchten Kolonialgebäude, das die Franzosen während ihrer Herrschaft in Indochina im Jahr 1901 errichteten und das nun als Bühne für das Treffen zwischen Kim und Trump dient.
Charlie Chaplin verbrachte im Metropole 1936 seine Flitterwochen, Anfang der Siebzigerjahre checkte Hollywood-Star und Kriegsgegnerin Jane Fonda ein. Zu jener Zeit flogen B-52-Bomber Luftangriffe auf die Stadt. Berühmt wurde das Foto von "Hanoi Jane", als sie sich mit nordvietnamesischen Soldaten auf einer Flugabwehrkanone ablichten ließ. Später bedauerte sie die Aufnahme, als sie zu Hause von vielen als Verräterin der amerikanischen Truppen gegeißelt wurde.
Trump redet einen Erfolg des Gipfels herbei
Sicherheitskräfte und Zuschauer versammeln sich vor dem Hotelgebäude.
(Foto: Getty Images)Das Metropole verfügte damals auch über einen geheimen Luftschutzbunker, der erst vor wenigen Jahren wieder entdeckt wurde, als Arbeiter die Poolbar renovierten. Heute bekommt man dort auch den legendären "Martini Graham Greene", den Drink des Hauses, benannt nach dem englischen Schriftsteller, der hier übernachtete. Sein Meisterwerk "Der stille Amerikaner", das sich mit den Abgründen westlicher Arroganz in der kolonialen Ära beschäftigt, spielt allerdings in Saigon, das heute Ho Chi Minh City heißt.
US-Präsident Trump logiert derweil für zwei Nächte im Marriott, einige Kilometer außerhalb des alten Stadtkerns. Von außen erinnern die verschachtelten, verglasten Gebäude an verkeilte Waggons eines entgleisten Zuges. Im Inneren kann man pompöse Marmorhallen durchschreiten, die Trump schon deshalb gefallen könnten, weil an den Wänden etliche Großbildschirme aufgehängt sind, wie er sie auch im Weißen Haus hat installieren lassen.
In der Heimat ist der US-Präsident unter enormen Druck geraten; umso mehr redet er sich schon am ersten Tag in Hanoi einen Erfolg des Nordkorea-Gipfels herbei.