Süddeutsche Zeitung

Politik Asien:Nordkorea provoziert weiter

Kampfflugzeuge in Grenznähe und die nächste Kurzstreckenrakete in Richtung Japan: Machthaber Kim Jong-un setzt seine militärischen Tests und Drohgebärden fort.

Von Claudia Koestler

Nordkorea hat am Freitagmorgen (Ortszeit) erneut eine ballistische Kurzstreckenrakete in Richtung Osten abgefeuert und zudem Kampfflugzeuge bis in Grenznähe zu Südkorea fliegen lassen, was die Spannungen in der Region weiter verschärft.

In einer Erklärung des südkoreanischen Generalstabs hieß es, die Rakete sei um 1.49 Uhr Ortszeit, 17.49 Uhr am Donnerstag deutscher Zeit, aus der nordkoreanischen Hauptstadtregion gezündet worden. Südkorea verstärkte daraufhin seine Überwachungsmaßnahmen und hält seine militärische Bereitschaft in enger Abstimmung mit den Vereinigten Staaten aufrecht, hieß es.

In einer separaten Erklärung teilten Südkoreas Generalstabschefs mit, dass Nordkorea zudem Kampfflugzeuge, vermutlich zehn, in die Nähe der Grenze zwischen den beiden Ländern geflogen habe. Die nordkoreanischen Flugzeuge hätten sich bis auf zwölf Kilometer der innerkoreanischen Grenze genähert. Südkorea reagierte nach Angaben der Generalstabschefs mit dem Einsatz von F-35-Jets und weiteren Kampfflugzeugen.

Das nordkoreanische Militär beschuldigt Südkorea wiederum, am Freitagmorgen etwa zehn Stunden lang Artilleriebeschuss in Grenznähe durchgeführt zu haben. Ob es sich um eine Übung oder um den gezielten Beschuss Nordkoreas handelte, ist bislang ungeklärt. Das nordkoreanische Militär ließ jedoch verlautbaren, es habe daraufhin nicht näher bezeichnete "starke militärische Gegenmaßnahmen" ergriffen.

Die jüngsten militärischen Aktionen Nordkoreas, insbesondere die Raketentests, "stellen eine Bedrohung für Japan, die Region und die internationale Gemeinschaft dar und ist absolut untragbar." Das sagte der japanische Verteidigungsminister Yasukazu Hamada. "Unabhängig von den Absichten sind Nordkoreas wiederholte Starts ballistischer Raketen absolut unzulässig, und wir können nicht übersehen, dass das Land seine Raketentechnologie erheblich weiterentwickelt hat", so Hamada. Der japanische Verteidigungsminister erklärte weiterhin, die Rakete sei bis zu 650 Kilometer weit geflogen und habe eine maximale Höhe von 50 Kilometern erreicht, bevor sie in den Gewässern zwischen der koreanischen Halbinsel und Japan gelandet sei. Die Rakete sei zudem auf einer "unregelmäßigen" Flugbahn geflogen - eine mögliche Anspielung auf die hochmanövrierfähige KN-23-Waffe nach dem Vorbild der russischen Iskander-Rakete.

Das US-Kommando für den Indopazifik teilte mit, der nordkoreanische Raketenstart stelle keine unmittelbare Bedrohung für das Personal, das Territorium der USA oder ihrer Verbündeten dar. Nichtsdestoweniger, fügte das US-Kommando hinzu, bleiben die Verpflichtungen der USA zur Verteidigung Südkoreas und Japans "eisern".

Nordkorea hatte am Montag erklärt, seine Raketentests in den vergangenen zwei Wochen hätten nukleare Angriffe auf wichtige Ziele in Südkorea und den USA simuliert. Zu den Tests gehörten eine neue Mittelstreckenrakete, die über Japan flog und die ihre potenzielle Reichweite bis zum US-Pazifikterritorium Guam demonstrierte, sowie eine ballistische Rakete, die erstmals von einem Binnengewässer aus abgefeuert wurde. Die Waffentests sind dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un zufolge als Warnung an Seoul und Washington gedacht gewesen, die gemeinsame Marineübungen unter Beteiligung eines US-Flugzeugträgers abgehalten haben.

Nach vorangegangenen Tests hatte Kim Jong-un die Bereitschaft seiner Nuklearstreitkräfte gelobt, die nach seinen Worten mit "mobilen, präzisen und leistungsstarken" Waffensystemen voll und ganz auf einen "tatsächlichen Krieg vorbereitet seien, um den Feind mit einem Schlag unter seine Kontrolle zu bringen". Nordkorea hat der Nachrichtenagentur AP zufolge im vergangenen Monat ein neues Gesetz verabschiedet, das den präventiven Einsatz von Atomwaffen in einer Vielzahl von Situationen erlaubt.

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