Nordkorea:Drei Tests und eine Botschaft

Das Regime verschießt wieder Kurzstreckenraketen und signalisiert offenbar so seine Unzufriedenheit mit den USA und den Nuklear-Verhandlungen.

Von Stefan Kornelius

Nordkorea hat am Freitag zum dritten Mal innerhalb einer Woche Kurzstreckenraketen getestet und Spekulationen über die damit verbundene Botschaft ausgelöst. Offizielle Stellen in Pjöngjang verzichteten auf Begleitkommentare, und auch die USA versuchten, die Situation herunterzuspielen. Präsident Donald Trump zeigte sich demonstrativ gleichgültig und bezeichnete die Tests als "ziemlich üblich".

Raketenexperten identifizierten den getesteten Flugkörpertyp als KN-23, eine Kurzstreckenrakete von ähnlicher Bauart wie die russische Iskander-Rakete, die mit Nuklearsprengköpfen bestückt werden kann. Die Geschosse am Freitag flogen mit knapp siebenfacher Schallgeschwindigkeit etwa 225 Kilometer weit und könnten damit Ziele in Südkorea treffen. Wegen ihrer Geschwindigkeit und Flughöhe sind die Raketen nur schwer abzufangen.

Am 30. Juni hatten Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in der Waffenstillstandszone in Panmunjom verabredet, dass sie ihre diplomatischen Bemühungen um Abrüstung und die Aufhebung der Sanktionen wieder aufnehmen würden. Geschehen ist seitdem allerdings wenig, offenbar wurden Verhandlungsoptionen auf Beamtenebene getestet aber nicht weiter verfolgt. Der Raketentest wird also als Drohung an die Diplomatie interpretiert. Während der Tests waren auch die Außenminister der Asean-Staaten in Bangkok versammelt, darunter der US-Vertreter Mike Pompeo. Nicht erschienen waren zum ersten mal seit zehn Jahren Abgesandte aus Nordkorea. Pompeo hatte gehofft, am Rande des Treffens die von Trump in Aussicht gestellten Verhandlungen starten zu können.

Nach zwei spektakulären Gipfeltreffen zwischen Trump und Kim und der Spontanbegegnung an der innerkoreanischen Grenze scheint nun die Symbolpolitik ausgereizt zu sein. Im Kern der Verhandlungen steht der Wunsch Nordkoreas nach Aufhebung der Sanktionen gegen das Land und die US-Forderung nach kompletter Denuklearisierung. Während Trump zunächst eine Alles-oder-Nichts-Politik verfolgte, verlangte die nordkoreanische Seite nach einer schrittweisen Annäherung und schlug vor, im Gegenzug für die Aufhebung von fünf der wichtigsten Sanktionen die nordkoreanische Nuklearanlage in Yongbyon abzubauen.

Die US-Seite scheint sich in den vergangenen Wochen langsam auf eine Lösung mit Zwischenschritten zubewegt zu haben. Pompeo soll Berichten zufolge vorgeschlagen haben, Nordkorea zunächst zu einem Stop der Uran-Produktion zu bewegen, ohne das bestehende Arsenal in Frage zu stellen. Hingegen scheint Sicherheitsberater John Bolton nach wie vor Verhandlungen um geringere Ziele als die komplette Denuklearisierung abzulehnen.

Nordkoreas Staatspropaganda hat die Unstimmigkeiten innerhalb der US-Regierung wahrgenommen und versucht, Trump gegen Pompeo auszuspielen. Während der Präsident umschmeichelt wird ("eine mysteriöserweise wunderbare Beziehung") wird der Außenminister für seine "gangsterartige Taktik" angegriffen. Nordkorea hat den USA für Verhandlungen ein Ultimatum bis zum Ende des Jahres gesetzt.

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