Nordirland:Schwere Ausschreitungen bei Parade in Belfast

  • Im nordirischen Belfast kommt es bei einer Parade von Anhängern des protestantischen Oranier-Ordens zu schweren Ausschreitungen.
  • Ein Polizist wird von einem Ziegelstein am Kopf getroffen, ein 16-jähriges Mädchen von einem Auto angefahren.
  • Die Unruhen ereignen sich nahe einem katholischen Viertel; der Durchmarsch war den Teilnehmern der Parade verboten.

Schwere Ausschreitungen in Belfast

Bei einer Parade von Anhängern des protestantischen Oranier-Ordens ist es am Montag in Belfast zu schweren Ausschreitungen gekommen. Die Unruhen flammten auf, als Teilnehmer in der Nacht zum Dienstag trotz einer Polizeiblockade am mehrheitlich von Katholiken bewohnten Viertel Ardoyne vorbeimarschieren wollten.

Vermummte Männer und Teenager versuchten, die Barrikaden zu durchbrechen und bewarfen Bereitschaftspolizisten mit Flaschen, Bolzen und anderen Gegenständen. Einige der Protestierenden sprangen auf Polizeiwagen, doch drängten die Beamten sie mit Wasserwerfern zurück.

Mindestens zehn Polizisten wurden verletzt, darunter ein ranghoher Beamter, der keinen Helm trug und von einem Ziegelstein am Kopf getroffen wurde. Er verlor das Bewusstsein und wurde von seinen Kollegen aus der Gefahrenzone weggetragen. Ein Polizist musste wegen einer Bisswunde behandelt werden.

Autofahrer rast in Menschenmenge

Bei einer Gegendemonstration von Katholiken in Ardoyne lenkte ein Autofahrer seinen Wagen offenbar mit Absicht in die Menschenmenge. Dabei erfasste er ein 16-jähriges Mädchen, das unter einem Autoreifen eingeklemmt wurde. Katholische Bürger und Polizisten umstellten das Fahrzeug, hievten es hoch und konnten das Mädchen so befreien. Der Fahrer wurde festgenommen. Protestführer in Ardoyne hielten dem Verdächtigen vor, dem Oranier-Orden anzugehören und dessen Gegner verstümmeln oder töten zu wollen.

Jahr für Jahr begehen die Protestanten den Oraniertag am und um den 12. Juli im Gedenken an den 1690 errungenen Sieg des englischen Königs Wilhelm III. über Truppen, die loyal zu den von ihm abgesetzten katholischen König Jakob II. standen. Die Märsche sorgen häufig für Spannungen zwischen der protestantischen Mehrheit und der irisch-katholischen Minderheit im Land.

Seit 2013 verbietet die Polizei den Teilnehmern den Marsch durch Ardoyne. Damals war es dort zu schweren Ausschreitungen der Oranier und deren Anhänger gekommen, Dutzende Beamte wurden verletzt.

Ardoyne gilt als Hochburg hartnäckiger Anhänger der IRA. Die meisten Gefolgsleute der Untergrundorganisation, die jahrelang für die Unabhängigkeit Nordirlands von Großbritannien kämpfte, schworen der Gewalt aber 2005 ab und legten die Waffen nieder. Damit stellten sie sich hinter ein Friedensabkommen von 1998.

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