Nordirak:Jagd auf Christen

In Mossul sollen Extremisten erneut einen Angehörigen der christlichen Minderheit ermordet haben. Die Christen fliehen aus der nordirakischen Stadt.

In der nordirakischen Stadt Mossul ermorden Extremisten weiter gezielt Angehörige der christlichen Minderheit. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Aswat al-Irak wurde am Sonntag ein christlicher Ladenbesitzer in seinem Geschäft erschossen.

Nordirak: Irakische Christen verlassen Mossul. Hunderte oder sogar Tausende sollen es in der letzten Woche gewesen sein.

Irakische Christen verlassen Mossul. Hunderte oder sogar Tausende sollen es in der letzten Woche gewesen sein.

(Foto: Foto: AFP)

Die Polizei in Mossul erklärte zwar, sie werde zusätzliche Kräfte zum Schutz der Christen abstellen. Dies stoppte aber nicht die Flucht der Christen, die von den Extremisten seit Wochen mit Gewalt und anonymen Drohbriefen aus der Stadt vertrieben werden. Binnen einer Woche sollen bereits an die 1000 Christen die Stadt verlassen haben.

Der Gouverneur der Provinz Niniveh, Mohammed Kaschmula, sprach am Samstag sogar von etwa 3000 Menschen, die in der vergangenen Woche in Kirchen und Klöstern oder bei Verwandten in nahegelegenen christlichen Orten Zuflucht gesucht hätten. Sieben Christen seien in diesem Zeitraum getötet worden.

Kaschmula machte Extremisten von al-Qaida im Irak für die Morde und Vertreibungen verantwortlich. Früher seien Christen nur vereinzelt Opfer von Entführungen und anderen Angriffen geworden.

Rice reist in den Irak

Jetzt handle es sich offenbar um eine "gezielte Tötungskampagne", sagte der Gouverneur der Nachrichtenagentur AP. Nach Polizeiangaben sprengten sunnitische Aufständische am Samstagabend drei verlassene Häuser von Christen in die Luft.

Schätzungsweise drei Prozent der 26 Millionen Einwohner des Iraks sind Christen. Seit Beginn der US-Invasion 2003 wurden sie häufig Ziel von Anschlägen. In mehreren europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, wurde zeitweise erwogen, christliche Flüchtlinge aus dem Irak bevorzugt aufzunehmen.

Die regierungsnahe irakische Tageszeitung Al-Sabah berichtete unterdessen, US-Außenministerin Condoleezza Rice werde demnächst wieder in Bagdad erwartet. Ziel ihrer Reise in den Irak, die aus Sicherheitsgründen vorab nicht angekündigt werde, sei es, die letzte Hürde auf dem Weg zur geplanten Unterzeichnung eines langfristigen Sicherheitsabkommens zwischen beiden Staaten zu überwinden.

Das Abkommen soll nach dem Ablauf des UN-Mandates für die ausländischen Truppen im Irak die Bedingungen für die weitere Präsenz der US-Truppen regeln.

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