Nordafrika:Paris und Algier gegen den Terror

Frankreichs Präsident Hollande sucht in der früheren Kolonie Verbündete im Kampf gegen Extremisten. Vor allem die schwierige Lage in Libyen und Mali steht auf der Tagesordnung.

Von Christian Wernicke, Paris

Aus Sorge vor einer zunehmenden Destabilisierung Nordafrikas sucht Frankreich die enge Zusammenarbeit mit Algerien. Zu Beginn eines Kurzbesuchs in Algier sagte Staatspräsident François Hollande am Montag, "die Sicherheit und der Kampf gegen den Terrorismus" stellten für beide Länder "einen gemeinsame Kampf" dar.

Hollande wollte am Montag die gesamte Staatsspitze Algeriens treffen. Die Gespräche dürften sich vorrangig um die Lage in der Region drehen. Zweieinhalb Jahre nach dem Beginn von Frankreichs Militäreinsatz in Mali, dem südlichen Nachbarn Algeriens, ist Paris noch immer auf die Unterstützung Algiers angewiesen. So dürfen französische Kampfflugzeuge, die Einsätze etwa gegen mutmaßliche Terrorgruppen im Norden Malis fliegen, den algerischen Luftraum nutzen. Zudem informiert der algerische Geheimdienst die Kollegen der früheren Kolonialmacht offenbar regelmäßig über die Bewegungen bewaffneter Milizen in der schwer zu kontrollierenden Wüstenregion. Kürzlich half Algier sogar, einen Friedensvertrag mit nordmalischen Touareg-Rebellen aushandeln. Das Abkommen soll am Samstag dieser Woche in Bamako unterzeichnet werden.

. Im Rahmen seiner Militäroperation "Barkhane" setzt Paris 3000 Soldaten ein, um den Vormarsch gewalttätiger Islamisten in fünf Staaten der Sahelzone zu stoppen.

Mit dem greisen, kranken Präsidenten Abdelaziz Bouteflika wollte Hollande auch die unruhige Lage in Libyen erörtern. Algier wirft dem Westen vor, mit seiner Militärintervention gegen Ex-Dikatator Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 das östliche Nachbarland ins Chaos gestürzt zu haben. Unmittelbar vor Hollandes Besuch sprach sich Algeriens Premierminister Abdelmalek Sellal in einem Zeitungsinterview gegen Forderungen aus, Libyen mit einer erneuten Militärintervention zu stabilisieren: Libyen sei "ein befreundetes Land, das mehr verdient hat als schlichte Militärexpeditionen".

Mehr als 50 Jahre nach dem Ende des Algerienkriegs 1962 sind die Beziehungen zwischen beiden Ländern noch immer kompliziert. Hollande hatte bei einem ersten Besuch als Staatspräsident 2012 zwar "die Leiden" Algeriens während der französischen Herrschaft bedauert, eine ausdrückliche Entschuldigung für die Kolonialzeit hatte er aber verweigert. Paris sorgt sich um die langfristige Stabilität des algerischen Regimes.

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