Nord-Zypern:EU beendet Isolation

Nach dem EU-Beitritt der südzyprischen Republik am Samstag entfallen viele Beschränkungen des freien Personenverkehrs und des Handels, die bisher die wirtschaftliche Entwicklung im türkisch besetzten Norden blockierten.

Von Christian Wernicke und Sibylle Haas

EU-Bürger erhalten vom 1. Mai an erstmals seit 30 Jahren das Recht, sich frei zwischen dem Nord- und Südteil der Insel zu bewegen. Auch darf Nord-Zypern dann seine Exporte zollfrei über Häfen im Süden verschiffen.

Volle Bewegungsfreiheit für EU-Bürger

Die EU-Kommission in Brüssel versprach am Donnerstag weitere Erleichterungen. Der EU-Ministerrat billigte eine unmittelbar wirksame Verordnung, die allen EU-Bürgern volle Bewegungsfreiheit auf der Insel garantiert. Allerdings ist die griechisch dominierte Republik Zypern befugt, Besucher aus dem Norden an der "Grünen Linie" zu kontrollieren.

Dies liegt auch im Interesse der EU-Staaten, die von Nikosia erwarten, Schmuggelware und illegale Einwanderer zu stoppen. Vom Tag der EU-Erweiterung an kann Nord-Zypern zudem leichter landwirtschaftliche Produkte (vor allem Zitrusfrüchte), Fisch und Mineralien exportieren. Zunächst ist dies aber nur über den Umweg via Südzypern möglich.

Streit um Exporte aus Nord-Zypern

Ausfuhren aus dem türkisch beherrschten Inselteil benötigen dann eine Bescheinigung der nord-zyprischen Handelskammer, die von Behörden im Süden geprüft wird. Bis Ende Juni will die EU-Kommission Vorschläge ausarbeiten, um direkte Exporte aus Nord-Zypern in die EU zu ermöglichen. Südzypern lehnt ein solches Zugeständnis ab, da dies einer internationalen Anerkennung des seit 1974 von der türkischen Armee besetzten Nordens gleichkomme.

Mit einem Hilfspaket im Wert von 259 Millionen Euro will Brüssel bis 2006 den Tourismus auf Nord-Zypern unterstützen. Zudem prüfen die EU-Staaten, Direktflüge aus Europa in den Insel-Norden zuzulassen. Derzeit sind Zwischenlandungen in der Türkei erforderlich. Von dieser Öffnung würden auch die Nord-Zyperer profitieren, die bisher den Umweg über Istanbul nehmen müssen, wenn sie in die EU reisen wollen.

Lufthansa nahm dies positiv zur Kenntnis. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, sagte ein Sprecher. Auch bei den Reiseveranstaltern TUI und Thomas Cook äußerte man sich zurückhaltend. Urlaubsreisen nach Nord-Zypern seien derzeit nicht geplant. Das lohne sich erst, wenn genügend Hotels gebaut seien und Urlauber in den Norden reisen wollten.

(SZ vom 30.4.)

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