Süddeutsche Zeitung

Noemi-Affäre:Berlusconi kämpft für Italien und das Mädchen

Silvio Berlusconi gibt sich selbstbewusst: Die Italiener würden ihn weiter unterstützen, wenn er seine Beziehung zur 18-jährigen Noemi erklärt habe.

Berlusconi sprach vor kurzem im Fernsehen zu der Sache mit der 18-Jährigen. Er wollte Italien erklären, wie das mit der schönen Noemi Letizia war, die er schon so lange kennen soll. Trotzdem zirkulierten immer neue Gerüchte durch das von ihm regierte Land.

Nun äußert sich Silvio Berlusconi erneut. "Il cavaliere", wie er genannt wird, zeigt sich selbstbewusst. Er ist sicher, dass ihn die Wähler unterstützen: "Alle Italiener werden wieder einmal hinter mir stehen", sagte Berlusconi in einem Interview dem US-Fernsehsender CNN.

"Ich werde reagieren, ich werde die Situation genau erklären und alle Italiener werden hinter mir stehen", so der 72-Jährige. Die Anschuldigungen würden "wie ein Bumerang auf die zurückfallen, die sie erhoben haben".

"Jetzt haben sie mir vorgeworfen, ich hätte in meinen Pressemitteilungen gelogen", erklärte Berlusconi. Er habe aber nicht gelogen und lediglich versucht, die Privatsphäre der jungen Frau und ihrer Familie zu schützen.

In dem Gespräch bestritt Berlusconi auch, dass es bei seiner Arbeit Ausrutscher und peinliche Auftritte von ihm gegeben habe.

Dies sei alles von den Medien erfunden worden: Seine Witzeleien mit Barack Obama seien harmlos gewesen und auch die britische Königin habe klargestellt, dass sie sich durch Berlusconis Verhalten nicht beleidigt gefühlt habe: "Sie hat mich verteidigt." Im Buckingham Palace hatte Berlusconi so laut "Mister Obama" gerufen, dass Elisabeth II. sich verstört umgeblickt hatte.

Die Affäre und der Wahlkampf

Das Verhältnis Berlusconis zu Noemi Letizia ist zu einem beherrschenden Thema des Europawahlkampfs in Italien geworden. Die Opposition prüft die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, der ermitteln soll, ob Berlusconi die Unwahrheit gesagt hat. Berlusconi selbst kündigte an, das Thema ins Parlament zu bringen. Seine Noch-Ehefrau Veronica Latio hat wegen der angeblichen Affäre die Scheidung eingereicht.

Nach einem in der linksgerichteten Zeitung La Repubblica erschienenen Interview mit dem Exfreund Letizias, Gino Flaminio, sind am Wochenende die Rufe von Oppositionspolitikern nach einer Klarstellung lauter geworden.

Gino Flaminio sagte der Zeitung, Berlusconi habe Letizia und einige andere junge Frauen über Neujahr in seine Villa auf Sardinien eingeladen. Er habe Telefongespräche der beiden mitgehört, in denen sich der Regierungschef nach Letizias Leistungen in der Schule, nach ihren Eltern und ihren Interessen erkundigt habe.

Letizias Vater kündigte am Montag eine Verleumdungsklage gegen Flaminio und die Zeitung an. Flaminio habe seiner Tochter Dinge unterstellt, "die nie getan, gesagt oder gedacht" worden seien, sagte Benedetto Elio Letizia laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

Berlusconi hat erklärt, er kenne den sozialistischen Politiker Benedetto Letizia seit Jahrzehnten. Letizia sagte in einem Interview der neapolitanischen Zeitung Il Matino, die Freundschaft reiche bis 1990 zurück. 2001 sei sie intensiviert worden, nachdem Berlusconi handschriftlich zum Tod seines 19-jährigen Sohnes bei einem Autounfall kondoliert habe.

Etwas später habe er Berlusconi seine damals zehnjährige Tochter vorgestellt. Berlusconi habe gesagt, das Mädchen solle ihn "wie einen Großvater" sehen. Er habe damals scherzend gesagt, sie solle ihn ruhig "Papa" rufen, weil Berlusconi ja noch so jung sei, sagte Letizia.

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