Nobelpreis für Obama:Beißende Kritik der US-Republikaner

Die Welt freut sich über den Friedensnobelpreis für US-Präsident Obama. Überwiegend. Ganz anders bei der Rechten in den Vereinigten Staaten: Die Republikaner reagieren mit triefender Ironie.

Die Entscheidung für den US-Präsidenten als diesjährigen Friedensnobelpreiträger nach nur neunmonatiger Amtszeit hat weltweit Überraschung ausgelöst, ist aber im Ausland größtenteils positiv aufgenommen worden. In den USA kamen dagegen erste Angriffe von der republikanischen Seite, noch bevor Obama in einer kurzen Rede im Rosengarten des Weißen Hauses erklärte hatte, er werde den Preis akzeptieren. Die Demokraten reagierten dagegen mit Begeisterung über die Rückenstärkung für Obamas außenpolitischen Kurs.

Nobelpreis für Obama: US-Präsident Obama: Kritik der Republikaner an der Entscheidung aus Oslo

US-Präsident Obama: Kritik der Republikaner an der Entscheidung aus Oslo

(Foto: Foto: AP)

Der republikanische Parteivorsitzende Michael Steele erklärte, die Amerikaner fragten sich, "was hat Obama tatsächlich erreicht?". Die Entscheidung sei unglücklicherweise Folge von Obamas Strahlkraft als Politstar, so Steele weiter. "Eine Sache ist sicher: Präsident Obama wird keine Preise von Amerikanern für seine Arbeitsbeschaffung, fiskales Verantwortungsbewusstsein oder für das Untermauern von Rhetorik mit konkreten Taten erhalten."

Der populäre erzkonservative Radio-Talkshowgastgeber Rush Limbaugh kommentierte: "Die Nobel-Gang hat gerade einen Selbstmord-Anschlag auf sich selbst verübt." Ähnlich beißend waren auch viele konservative Kommentare in den Internet-Blogs.

Der Minderheitsführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, und der Fraktionschef der Republikaner im Repräsentantenhaus, John Boener, schwiegen zu Obamas Ehrung. Andere neigten zu triefender Ironie: "Ich bin nicht sicher, was die internationale Gemeinschaft an ihm am meisten liebt: Sein Geschwafel zu Afghanistan, den Verzicht auf eine Raketenabwehr in Osteuropa, dass er den Freiheitskämpfern in Honduras den Rücken zuwendet, Castro verhätschelt, dass er für die Palästinenser gegenüber Israel Partei ergreift oder dass er beinahe hartnäckig gegenüber Iran ist", kritisierte der republikanische Abgeordnete Gresham Barrett.

Demokraten wehren sich

Die Spitze der Demokraten warf den Konservativen vor, sich mit religiösen Extremisten in ein Boot gesetzt zu haben. Die Parteiführung bezog sich dabei auf die radikalislamische Hamas und die afghanischen Taliban, die ebenfalls den Preis für Obama kritisiert hatten. Eine Sprecherin der Republikaner wiederum warf den Demokraten deshalb "beschämendes" Verhalten vor.

Nur wenige Republikaner beglückwünschten Obama, unter ihnen der Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty. Auch der republikanische Gouverneur Arnold Schwarzenegger sagte, der Präsident habe gezeigt, dass er auf andere Länder zugehe und Amerika wieder als Führungsmacht für Frieden und Wohlstand positioniere. "Dies ist eine große Ehre für unser Land und erinnert uns alle an die Verheißung, die unsere Nation bereithält."

Obamas Wahlkampf-Rivale John McCain hob sich ebenfalls ab und äußerte sich höflich-diplomatisch. Der Preis spiegele die Erwartungen, die an Obamas Politik geknüpft würden, sagte McCain in einem Interview des Senders CNN. "Ich bin sicher, Obama versteht, dass er dem jetzt noch mehr gerecht werden muss." Der langjährige Senator fügte hinzu: "Aber als Amerikaner sind wir stolz, wenn unser Präsident einen Preis in einer derart prestigeträchtigen Kategorie erhält."

Politiker aus Obamas Partei, die den Preis in der Vergangenheit bekamen, lobten die Osloer Entscheidung. Der frühere Präsident Jimmy Carter nannte den Schritt eine "mutige Erklärung internationaler Unterstützung für seine Vision und seinen Einsatz". Carter sprach von einer "mutigen Aussage der internationalen Unterstützung für Obamas Vision und Verpflichtung". Und der frühere Vizepräsident Al Gore sagte, Obama habe den Preis extrem verdient.

"Präsident Obama arbeitet daran, die weltweite politische Führung Amerikas wiederherzustellen", sagte die demokratische Präsidentin des US-Abgeordnetenhauses, Nancy Pelosi. Obama trete Bedrohungen vom Klimawandel bis zum Terrorismus entgegen und kämpfe für Menschenrechte und Frieden.

Kritik von Anti-Kriegs-Organisation

Die Organisation Peace Action, die sich gegen den Krieg einsetzt, äußerte sich dagegen kritisch. Ihr Direktor Kevin Martin sagte, es sei eine Ironie, dass Obama die Auszeichnung am selben Tag zugesprochen bekomme, an dem das Wall Street Journal berichte, dass die Regierung über die Entsendung bis zu 60.000 weiterer Soldaten nach Afghanistan nachdenke. "Präsident Obama muss beweisen, dass er wirklich eine Kraft für den Frieden ist."

Der Präsident setzte unterdessen schon wenige Stunden nach Bekanntgabe der Preisvergabe seine Tagesgeschäfte fort. Erneut beriet er mit seinen wichtigsten Sicherheitsexperten mehrere Stunden lang eine neue Afghanistan-Strategie. Zuvor hatte er erklärt, dass er den Preis nicht als Auszeichnung für seine Errungenschaften verstehe, sondern als einen "Aufruf" zum Handeln.

In der Begründung der Jury hieß es, Obama erhalte die Auszeichnung "für seine außergewöhnlichen Bemühungen, die internationale Diplomatie und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern zu stärken". Insbesondere werde damit Obamas Einsatz für eine Welt ohne Atomwaffen gewürdigt. Der von Alfred Nobel gestiftete Preis wird seit 1901 jeweils an dessen Todestag, dem 10. Dezember, in Oslo verliehen.

Der frühere kubanische Staatschef Fidel Castro hat die Verleihung des Friedensnobelpreises an US-Präsident Barack Obama als "positive" Entscheidung gewertet. Die Auszeichnung sei aber weniger eine Anerkennung für Obamas bisherige Leistungen, sondern eher eine "Kritik an der Politik des Völkermordes" früherer US-Präsidenten, schrieb Castro in seiner in staatlichen Medien veröffentlichten Kolumne.

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