Süddeutsche Zeitung

Tiere:Ein Nilpferd als Person

Ein Urteil aus Ohio erregt Aufmerksamkeit: Können Tiere juristische Subjekte sein?

Von Claudia Henzler

Juristisch haben Mäuse und Elefanten etwas gemeinsam: Sie sind Zwitterwesen. "Tiere sind keine Sachen. Sie werden durch besondere Gesetze geschützt", steht in Artikel 90a des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB). Eigene Rechtspersönlichkeiten sind sie aber dennoch nicht. Juristen zählen Tiere zu den Rechtsobjekten. So heißt es im BGB weiter: "Auf sie sind die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend anzuwenden, soweit nicht etwas anderes bestimmt ist." Deshalb kann man zum Beispiel einen Kaufvertrag über ein Tier abschließen.

Schon seit Jahren diskutiert die Fachwelt darüber, ob man Tiere als juristische Subjekte anerkennen sollte. Entsprechend viel Aufmerksamkeit hat daher die Entscheidung eines Gerichts aus dem US-Staat Ohio bekommen. Amerikanische Medien wie die Huffington Post berichten, dass ein Bezirksgericht Nilpferde als juristische Personen anerkannt habe. Sie beziehen sich dabei allerdings nicht direkt auf das Urteil, sondern auf eine Pressemitteilung, die von der Tierschutzorganisation Animal Legal Defense Fund (ALDF) herausgegeben wurde. Konkret hat das Gericht den Nilpferden demnach den Status als "interessierte Personen" zugestanden.

Zum Hintergrund: US-Gerichte können Aussagen aufnehmen, um "interessierte Personen" in einem Rechtsstreit im Ausland zu unterstützen. Über diesen Hebel will die Organisation ALDF mit Sitz in Kalifornien Einfluss auf ein Verfahren in Kolumbien nehmen. Die Tierschützer wollen verhindern, dass Kolumbiens Regierung etwa 100 wild lebende Nilpferde tötet, die im Río Magdalena leben. Diese stammen von vier Tieren ab, die der berüchtigte Drogenboss Pablo Escobar einst illegal für seinen Privatzoo importiert hatte und die nach seinem Tod 1993 freigelassen wurden.

ALDF-Chef Stephen Wells nannte das Urteil "einen wichtigen Meilenstein" im Kampf um einklagbare Rechte für Tiere.

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