Probleme bei Wählerregistrierung
Die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Nigeria wurden verlängert. Die Abstimmung muss in 300 von 150 000 Wahllokalen nachgeholt werden. Nach Angaben der Wahlkommission gab es dort Schwierigkeiten mit den Kartenlesegeräten zur Registrierung der Wähler. Auch Staatschef Jonathan, der vor der Wahl Kopf an Kopf mit Oppositionsführer Muhammadu Buhari lag, brauchte bei seiner Stimmabgabe mehrere Anläufe für die Registrierung. Der Chef der Wahlkommission, Attahiru Jega, nannte den Vorfall "bedauerlich und eine nationale Peinlichkeit". Insgesamt sei der Ablauf der Wahl aber zufriedenstellend, die Beteiligung sei "ziemlich hoch" gewesen.
Knappes Rennen zwischen Jonathan und Buhari
Knapp 70 Millionen Menschen hatten sich in die Wahllisten eingetragen. Unter den 14 Bewerbern um das Präsidentenamt war erstmals eine Frau. Ernsthafte Chancen wurden nur dem christlichen Amtsinhaber Goodluck Jonathan aus dem Süden und dem Muslim Buhari, einem ehemaligen Putschgeneral aus dem Norden, eingeräumt. Zwischen den beiden Politikern wurde ein knappes Rennen erwartet. Buhari hatte in den Jahren 1983 bis 1985 schon einmal an der Staatsspitze gestanden. Insgesamt bewarben sich 2537 Kandidaten von 28 Parteien für die 469 Parlamentssitze.
Nigeria ist mit 173 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Jonathans Partei PDP ist seit der Rückkehr zu einer zivilen Regierung vor sechs Jahren an der Macht, muss sich aber einer erstarkten Opposition stellen. Unter Jonathan stieg Nigeria nach Jahrzehnten politischer Instabilität zwar zu Afrikas größter Wirtschaftsmacht auf, doch gelang es dem Präsidenten nicht, die Terrororganisation Boko Haram zu stoppen.
Mehrere Anschläge überschatten Wahlen
Der Urnengang musste wegen des Vormarschs der Islamisten im Norden des Landes um sechs Wochen verschoben worden. Am Wahltag gab es erneut Gewalt. Zwei Angriffe ereigneten sich laut Bewohnern und einem Wahlhelfer in den Dörfern Birin Bolawa und Birin Fulani im nordöstlichen Bundesstaat Gombe. Dem Wahlhelfer zufolge riefen die Angreifer: "Wir haben euch davor gewarnt, zur Wahl zu gehen!" Bei weiteren Anschlägen wurden fünf Menschen getötet. Boko-Haram-Chef Abubakar Shekau hatte mit Anschlägen auf Wahlbüros gedroht. Die Islamisten halten demokratische Wahlen für "unislamisch".
Am Vorabend der Wahl hatten mutmaßliche Boko-Haram-Kämpfer im Nordosten des Landes nach Angaben eines örtlichen Abgeordneten 23 Menschen enthauptet. Die Extremisten hätten die Stadt Buratai im Bundesstaat Borno angegriffen und dort auch zahlreiche Häuser in Brand gesteckt, sagte der Parlamentarier Mohammed Adamu der Nachrichtenagentur AFP.
Boko Haram kämpft mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit dem Jahr 2009 tötete die Gruppe bei Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr als 13 000 Menschen. Das nigerianische Militär wird im Kampf gegen Boko Haram mittlerweile von Truppen aus den Nachbarländern Kamerun, Niger und Tschad unterstützt.