Niedersachsen: Unterlagen mit Informationen über V-Leute aus Auto gestohlen

LKA Niedersachsen

Das niedersächsische Landeskriminalamt (LKA) am Waterlooplatz in Hannover.

(Foto: dpa)
  • In Niedersachsen sind einem Beamten des LKA Dokumente über V-Leute gestohlen worden.
  • Der Polizist ist einem Bericht zufolge für die Überwachung der Islamismus-Szene zuständig.
  • Ein Angler fand die Unterlagen wenig später in einem Teich.

Bei einem Einbruch in das Privatauto eines Beamten des Landeskriminalamtes Niedersachsen sind Akten mit Daten über sogenannte Vertrauenspersonen der Polizei gestohlen worden. Die Anfang Mai gestohlenen Akten lassen Schlüsse auf die Arbeit des Beamten und die Art der Informationsbeschaffung mit Spitzeln zu. Dies geht aus einem Bericht des Innenministeriums an den zuständigen Landtagsausschuss hervor.

Aufgedeckt hatten die Panne Recherchen des NDR und der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Dem NDR zufolge setzte das Innenministerium den Innenausschuss erst über den Diebstahl in Kenntnis, nachdem eine Anfrage der Reporter das Ministerium erreicht hatte.

Den Berichten nach soll der Beamte, dem die Unterlagen am 8. Mai im Stadtgebiet Hannover gestohlen worden waren, für die Führung von Informanten aus der Islamismus-Szene zuständig sein. "Es besteht der Verdacht, dass mit den Dokumenten Vertrauenspersonen des LKA hätten enttarnt werden können. Für die betroffenen Personen bestand dadurch möglicherweise eine konkrete Gefahr", schreibt der Norddeutsche Rundfunk.

Dokumente da, Bargeld weg

Ein wirkliches Interesse an den sensiblen Informationen hatte der Dieb jedoch offenbar nicht: Dem Innenministerium zufolge fand ein Angler die Aktentasche mit den Dokumenten drei Tage nach der Tat in einem Teich. Dafür fehlten jedoch Bargeld und die EC-Karte des Polizisten. Bislang sei ein Sicherheitsschaden für die operativen Maßnahmen des LKA nicht feststellbar, hieß es vom Innenministerium.

Die Grünen im Niedersächsischen Landtag forderten eine Unterrichtung durch Innenminister Boris Pistorius (SPD). Nach dem versehentlichen Auffliegen eines V-Mannes beim niedersächsischen Verfassungsschutz im vergangenen Jahr sei dies bereits der zweite bekannt gewordene Skandal innerhalb eines Jahres, bei dem Sicherheitsbehörden die Enttarnung von V-Leuten riskierten, sagte die Grünen-Abgeordnete Julia Willie Hamburg. Auch die FDP-Fraktion forderte eine lückenlose Aufklärung.

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