Niedersachsen:Entweder Kirche oder NPD

Mitglied im Kirchenvorstand und bei der NPD? Die evangelische Landeskirche hält das für unvereinbar und hat einen 67-jährigen Landwirt aus Niedersachsen nun aufgefordert, sich zwischen Partei und Kirchen-Engagement zu entscheiden.

Zwischen seinem Amt als Kirchenvorstand und der Mitgliedschaft in der rechtsextremen NPD soll sich ein Landwirt aus Süpplingen im Kreis Helmstedt entscheiden. Der Vorstand der Propstei Königslutter, zu der Süpplingen gehört, habe den 67 Jahre alten Adolf P. aufgefordert, seine NPD-Mitgliedschaft bis zum 14. Dezember zu kündigen, teilte die Landeskirche Braunschweig am Donnerstag mit. Die NPD sei rassistisch, antisemitisch und fremdenfeindlich und damit nicht mit der Arbeit in einem Kirchenvorstand zu vereinbaren.

Ansonsten droht Entlassung

Wenn der NPD-Funktionär der Aufforderung zum Parteiaustritt nicht nachkomme, werde ihn der Vorstand der Propstei Königslutter aus seinem Amt als Kirchenvorstand entlassen müssen, sagte der Sprecher der Braunschweiger Landeskirche Michael Strauß. Dies gehe aus einem Schreiben des Propsteivorstands an den NPD-Funktionär und die Kirchengemeinde Süpplingen hervor.

P. ist nach Medienberichten seit 40 Jahren NPD-Mitglied. Seit fast 20 Jahren sitzt er im Kirchenvorstand und auch im Gemeinderat des 2000-Seelen-Dorfes ist er seit Jahrzehnten gewähltes Mitglied.

"Wir müssen selbstkritisch sagen, dass wir es in den vergangenen Jahren versäumt hatten, uns dem Problem anzunehmen", sagte Strauß. Durch Medienberichte sei das Problem dann ins Bewusstsein gerückt.

Der Bruder des Landwirts ist der stellvertretende Landesvorsitzende der NPD in Niedersachsen und kandidiert für den Landtag. P. hatte im September bei einer Gemeindeversammlung abgelehnt, vom Amt des Kirchenvorstands zurückzutreten. Daraufhin hatte der Propsteivorstand, der für die Mitgliedschaft in den untergeordneten Kirchenvorständen zuständig ist, "Grundlagen und Ziele der NPD einer intensiven theologischen Analyse unterzogen", heißt es in der Pressemitteilung der Landeskirche.

Dabei sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass die NPD nicht nur eine politische Partei sei, sondern eine antichristliche Weltanschauung vertrete, die dem Bekenntnis der evangelisch-lutherischen Kirche klar entgegenstehe.

Vertritt Gemeinde nach außen

Ein Kirchenvorsteher übe ein öffentliches Leitungsamt aus und vertrete die Gemeinde nach innen und außen. Deshalb dürfe es an seiner Bekenntnistreue keine grundlegenden Zweifel geben, betonte der Kirchensprecher.

Der NPD-Funktionär habe in einem Gespräch mit dem Propsteivorstand erklärt, dass er sich den Grundsätzen der evangelisch-lutherischen Kirche verpflichtet fühle. Deswegen sei es konsequent, wenn er seine Aussagen durch die Kündigung seiner NPD-Mitgliedschaft unmissverständlich zum Ausdruck bringe. Die Kirchenmitgliedschaft sei von dem Vorgang nicht betroffen.

Auch auf der Synode im September in Wolfenbüttel war der Kirchenvorstand von Süpplingen ein Thema. "Wir erledigen da etwas stellvertretend für die ganze Evangelische Kirche in Deutschland", sagte damals Landesbischof Friedrich Weber mit Blick auf den grundsätzlichen Umgang der Kirchen mit NPD-Mitgliedern. Der Bischof wies darauf hin, dass das Landeskirchenamt von dem Fall lange nichts gewusst habe.

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