Niederlagen der Sozialdemokraten:SPD ist, wenn man trotzdem lacht

Abgehängt von der Union, überholt von den Grünen - aber die Sozialdemokraten wollen von einer Krise nichts wissen. Die Partei hat trainiert, wie man über Verluste hinwegjubelt.

in Zahlen, Worten und Bildern.

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German Foreign Minister and candidate for chancellor of the Social Democratic Party (SPD)  Steinmeier speaks after first exit polls at his party headquarters in Berlin

Quelle: REUTERS

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30. August 2009: Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und im Saarland

Das sagen die Zahlen: In Thüringen erlebt Ministerpräsident Dieter Althaus ein Debakel. Seine CDU verliert mehr als zehn Prozentpunkte, die Sozialdemokraten gewinnen immerhin vier dazu. Zur Wahrheit gehört aber auch: Mit 18,5 Prozent liegen die Sozialdemokraten meilenweit hinter den Linken, die 27,4 Prozent der Stimmen erhalten. Auch in Sachsen gewinnt die SPD: Ein Plus von 0,6 Prozentpunkten macht die Sozialdemokraten wieder zweistellig. Mit 10,4 Prozent haben sie trotzdem nur halb so viele Stimmen erhalten wie die Linken und kaum mehr als die Liberalen mit 10 Prozent. Im Saarland schließlich verliert die SPD 6,3 Prozentpunkte, während die Linke 19 Punkte gewinnen.

Das sagen die Sozialdemokraten: Frank-Walter Steinmeier (im Bild) wird in der SPD-Parteizentrale umjubelt, als hätte die Partei die Wahl gewonnen. Es sei ein guter Wahlsonntag für die SPD, sagt der damalige Kanzlerkandidat. Die CDU habe "dramatische Verluste" erlitten und eines sei nach diesem Abend sicher: "Schwarz-Gelb ist nicht gewollt in diesem Land." Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion Thomas Oppermann sagt, der Wahlausgang sei eine "exzellente Grundlage für die Bundestagswahl".

Bundestagswahl

Quelle: dpa

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27. September 2009: Bundestagswahl sowie Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Brandenburg

Das sagen die Zahlen: Die SPD erreicht mit 23 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl seit der Gründung der Bundesrepublik. Bei den Unionsparteien muss vor allem die CSU Verluste verkraften, Angela Merkel kann aber dank des Rekordergebnisses der FDP von 14,6 Prozent in einer schwarz-gelben Koalition weiterregieren. In Schleswig-Holstein liegt die SPD zwar drei Prozentpunkte über dem Ergebnis der Bundespartei, stürzt aber ebenfalls auf ihr niedrigstes Ergebnis der Nachkriegszeit ab, während die Linken in den Landtag einziehen. Nur in Brandenburg können die Sozialdemokraten feiern: Dort stimmen 33 Prozent für die SPD - Ministerpräsident Platzeck entscheidet sich für ein rot-rotes Bündnis.

Das sagen die Sozialdemokraten: Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier kommt bei diesem desaströsen Wahlabend nicht umhin, von einem "bitteren Tag für die deutsche Sozialdemokratie" zu sprechen. Man könne nun nicht zur Tagesordnung übergehen, mahnt er. Eine neue Rolle für die Bundes-SPD ist trotzdem schnell gefunden: Man werde nun eine starke Opposition sein, sagt Wahlverlierer Steinmeier - mit ihm als Fraktionsvorsitzendem. Jubel im Willy-Brandt-Haus.

Hannelore Kraft

Quelle: APN

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9. Mai 2010: Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen

Das sagen die Zahlen: Die CDU verliert 10 Prozent und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers sein Amt, doch auch die SPD kann keine Stimmen hinzugewinnen und verliert 2,6 Punkte. Am Ende wird doch die CDU stärkste Kraft im Düsseldorfer Landtag. Dass es am Ende für eine rot-grüne Minderheitsregierung reicht, liegt am guten Ergebnis der Grünen die sich um 5,9 Punkte auf 12,1 Prozent steigern.

Das sagen die Sozialdemokraten: Hannelore Kraft betritt kurz nach der ersten Hochrechnung die Bühne in der Düsseldorfer SPD-Parteizentrale. Kraft (im Bild) ruft: "Schwarz-Gelb ist abgewählt. Die SPD ist wieder da!" - und erntet Beifallsstürme. Sigmar Gabriel ist nach seiner ersten Landtagswahl als Parteichef angesichts der knappen Wahl vorsichtig und nützt den Konjunktiv: Wenn Hannelore Kraft Ministerpräsidentin werden "sollte"....

Landtagswahl Sachsen-Anhalt

Quelle: dapd

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20. März 2011: Landtagswahl in Sachsen-Anhalt

Das sagen die Zahlen: Gewinner des Wahlabends sind die Grünen, die mit 7,1 Prozent seit 16 Jahren erstmals wieder in den Landtag einziehen. Die CDU wird erneut stärkste Partei, verliert jedoch 3,7 Prozent. Die Sozialdemokraten fahren mit 21,5 Prozent zwar ein stabiles Ergebnis ein - bleiben aber auf dem dritten Rang hinter den Linken (im Bild verfolgen SPD-Anhänger in Magdeburg die ersten Hochrechnungen).

Das sagen die Sozialdemokraten: In der SPD-Zentrale in Berlin konzentriert man sich auf die Niederlagen der anderen: "Es gibt einen klaren Verlierer: Das ist die FDP, die die Quittung kriegt für ihre Lobbypolitik", sagt SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles. Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sieht das Ergebnis als Rückenwind für die Landtagswahl in Baden-Württemberg: In Stuttgart hätten SPD und Grüne nun eine "echte Chance", Mappus abzulösen.

Landtagswahl in Rheinland-Pfalz

Quelle: dapd

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27. März 2011: Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz

Das sagen die Zahlen: In Stuttgart feiern SPD und Grüne die "Zeitenwende" nach 58 Jahren CDU-Regierung - den neuen Ministerpräsidenten stellen mit Winfried Kretschmann allerdings die Grünen, die ihr Ergebnis auf 24,2 Prozent verdoppeln können. Die Sozialdemokraten erhalten nur 23 Prozent und damit so wenige Stimmen wie noch nie in Baden-Württemberg. In Rheinland-Pfalz kann SPD-Ministerpräsident Kurt Beck (im Bild) zwar trotz knapp zehn Prozent Verlust weiterregieren - aber nicht mehr alleine, sondern nur mit den Grünen, die ihr Ergebnis auf 15,4 Prozent verdreifacht haben.

Das sagen die Sozialdemokraten: Eine "Sensation" sei der Machtwechsel in Stuttgart, sagt Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier. Weil sich aber am Wahlabend schon abzeichnet, dass die Grünen den Ministerpräsidenten stellen, gibt man sich großzügig: Es sei "egal, wer vorne liegt", so der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel. Außerdem hilft auch ein wenig Schadenfreude dabei, die eigenen Verluste zu kaschieren: Gabriel sieht schon die "Kanzlerdämmerung" von Angela Merkel gekommen.

© sueddeutsche.de/woja/isch
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