Nick Clegg:Kandidat mit Diana-Effekt

Der neue Polit-Star Großbritanniens: Nick Clegg, der Spitzenkandidat der Liberaldemokraten, schickt sich an, für eine Überraschung bei der Unterhauswahl zu sorgen.

Gökalp Babayigit

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Ein Aufsteiger wird geboren: Bei der ersten Fernsehdebatte der Spitzenkandidaten, die es in Großbritannien je gegeben hat, katapultiert sich der Liberaldemokrat Nick Clegg (links) ins Rampenlicht: Aus dem Duell zwischen Tory David Cameron (Mitte) und Labour-Chef Gordon Brown, so viel ist seit dem Abend des 15. April sicher, ist ein Dreikampf geworden. Die Unterhauswahl in Großbritannien hat ihren Medienstar.Foto: Getty

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Die Cleggstase folgt der Obamania: Schnell rückte die englische Presse Clegg in die Nähe von Barack Obama, der vor zwei Jahren in den USA zum Polit-Star schlechthin wurde. Die Euphorie, die die Amerikaner befiel, mag Clegg bei seinen britischen Landsleuten nicht ganz entfachen. Dennoch gilt der 43-Jährige als der charismatischste der drei Kandidaten.Foto: AP

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Während Premierminister Brown als störrisch gilt und Tory-Chef Cameron sein Schnösel-Image nur schwer abschütteln kann, ist Clegg das frische Gesicht des Wahlkampfs 2010. Der Liberaldemokrat zog erst 2005 für den Wahlkreis Sheffield Hallam ins Unterhaus ein. Seine politische Erfahrung reicht aber weiter: Bereits 1999 hatte er für seine Partei einen Sitz im Europaparlament ergattert.Foto: Reuters

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Der Sohn wohlhabender Eltern hat im Vergleich zu den anderen beiden Kandidaten noch einen Vorzug: seine Weltläufigkeit. Sein Vater stammt aus einer russisch-englischen Familie, seine Mutter ist Niederländerin. Verheiratet ist Clegg mit einer Spanierin. Er spricht neben Englisch auch Holländisch, Deutsch, Spanisch und Französisch. Seine europäische Gesinnung war es denn auch, die ihn zu Beginn seiner politischen Karriere vor der Tory-Partei zurückweichen ließ: Die Konservativen waren ihm stets zu europafeindlich.Foto: Reuters

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Nun schickt sich Clegg an, das Rennen um die Schlüssel für Downing Street 10, dem Sitz des britischen Premierministers, für sich zu entscheiden. Dass hier überhaupt von einem Dreikampf die Rede ist, kann der Liberaldemokrat bereits als Erfolg verbuchen. Die Partei, die traditionell weit hinter Tory und Labour den dritten Platz belegt, hat nach Umfragen aufgeschlossen. Die ehrwürdige Labour-Partei des Amtsinhabers Brown findet sich nur noch auf dem dritten Platz wieder.Foto: Reuters

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Clegg ist wie Brown und Cameron auf Reisen kreuz und quer durch Großbritannien unterwegs, um vor Publikum seine politischen Standpunkte zu präsentieren. Clegg wirbt für eine linksliberale Alternative. Ihm könnten jene Protestwähler ihre Stimme geben, die von den zwei etablierten Parteien vor dem Hintergrund des Spesenskandals die Nase voll haben, die aber deshalb nicht gleich eine unseriöse Splitterpartei wie die rassistische British National Party unterstützen wollen. In Sachen Charisma hat Clegg nach Meinungsumfragen beide Bewerber schon hinter sich gelassen.(Im Bild: Clegg diskutiert vor Studenten des Wiltshire College nahe Chippenham in Westengland)Foto: Reuters

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Die Tories, die vor dem Auftauchen Cleggs wie sichere Sieger aussahen, versuchen das Phänomen mit einem prägnanten Satz auszubremsen: Wer "LibDem" wähle, unterstütze am Ende Labour und damit den ungeliebten Amtsinhaber Brown. Traditionell fühlt sich die Partei den Sozialdemokraten zwar näher. Bislang aber konnte sich Parteichef Clegg der Umarmung durch Labour entziehen und den Verschwörungstheorien der Tories Wind aus den Segeln nehmen.Foto: AFP

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Die Distanz zu Labour weiß Clegg mit prägnanten Aussagen zu wahren: "You can't have Gordon Brown squatting in No 10" - "Man kann Gordon Brown nicht in Downing Street 10 hocken lassen." So hält der smarte Liberaldemokrat nicht nur Abstand zum unpoplären Premier, sondern wird auch attraktiv für all jene enttäuschten linksliberalen Labour-Wähler, die ihrer Partei in den vergangenen Jahren den Rücken zugekehrt haben. Hinzu kommt: Auch für junge und Erstwähler ist Clegg allemal interessanter als Brown oder Cameron.(Clegg bei einem Wahlkampfauftritt bei einer Spielgruppe in Bristol)Foto: Getty

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Trotz des kometenhaften Aufstiegs steht das britische Mehrheitswahlsystem immer noch als Hindernis zwischen Clegg und dem Wahlsieg. Also doch nur der Königsmacher? Clegg selbst sagt, dass nicht er, sondern die 45 Millionen Wähler die Königsmacher seien - diplomatisch und populär.Foto: AFP

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Die konservativen Medien wurden regelrecht aufgeschreckt vom plötzlichen Erfolg des 43-Jährigen. Verzweifelt sucht sie nach einem Aufhänger, um Clegg auszubremsen: Der Daily Telegraph grub vermeintlich unseriöse Spenden aus, die Daily Mail versuchte Clegg Nazi-Geschichten anzuhängen. Erfolglos.Foto: Getty

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Londons Bürgermeister Boris Johnson, selbst ein Charismatiker, der offene Worte pflegt, vergleicht den Hype um Clegg mit dem um Prinzessin Diana. "Ich bin sicher, dass die derzeitige Einbildung von der Wiederauferstehung der Liberaldemokraten der größte medial aufgebauschte Unsinn seit der Beerdigung von Diana ist."Foto: AFP

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Dass Clegg das Amt des Premierministers anstrebt, hat er schon vor genau einem Jahr gesagt, als er in einem Interview mit dem New Statesman sagte: "Ich meine, schauen Sie, Sie werden wahrscheinlich kichern, aber ich will Premierminister werden." Darüber kichert niemand mehr.(Kicherndes Publikum: Clegg während einer Fragerunde in der Brooke's University in Oxford am 28.4.)(Text: Gökalp Babayigit) Foto: Reuters

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