Süddeutsche Zeitung

New York:Terrorverdächtiger Al-Libi plädiert auf nicht schuldig

Er war einer der am meisten gesuchten mutmaßlichen Terroristen weltweit und soll für zwei Sprengstoffanschläge auf US-Botschaften in den neunziger Jahren verantwortlich gewesen sein: Jetzt weist Abu Anas al-Libi vor Gericht in New York alle Vorwürfe von sich und plädiert auf nicht schuldig.

Der vor mehr als einer Woche in Libyen von einem US-Spezialkommando gefasste mutmaßliche Al-Qaida-Terrorist Abu Anas al-Libi hat vor Gericht in New York auf nicht schuldig plädiert. Der 49-Jährige wies die Vorwürfe zurück, er sei für zwei Sprengstoffanschläge auf US-Botschaften in Afrika 1998 verantwortlich. Damals waren in Kenia und Tansania 224 Menschen getötet worden.

Der Richter ordnete Untersuchungshaft gegen Al-Libi an, weil Fluchtgefahr bestehe. Ihm werden Verschwörung zu Mord, Entführung, Verstümmelung, sowie Verschwörung zum Angriff auf US-Einrichtungen vorgeworfen. Auf keins der ihm zur Last gelegten Vergehen steht die Todesstrafe.

International gesucht seit 2000

Der 49 Jahre alte Al-Libi nannte während des kurzen Gerichtstermins lediglich seinen Namen und bestätigte, dass er die juristischen Vorgänge verstehe. Der Richter schickte Al-Libi nach der kaum 15 Minuten langen Anhörung zurück in Untersuchungshaft und vertagte das Verfahren auf den 22. Oktober.

Al-Libi war am 5. Oktober mitten in der libyschen Hauptstadt Tripolis gefasst und sofort außer Landes gebracht worden. Der Libyer war einer der meistgesuchten Terroristen, international gefahndet wurde nach ihm seit dem Jahr 2000. Für seine Ergreifung hatten die USA eine Prämie von fünf Millionen Dollar (3,7 Millionen Euro) ausgesetzt.

Die ersten Tage nach der Festnahme in Tripolis war der Verdächtige auf einem amerikanischen Marineschiff im Mittelmeer festgehalten worden. Dort wurde er von Sonderermittlern verhört, ohne dass er einen Anwalt zur Verfügung hatte. Der US-Sender CBS berichtete, das Verhör sei abgekürzt worden, als Al-Libi begann, Essen und Trinken zu verweigern. Weil er unter Hepatitis C leiden soll und an Bord nicht ausreichend behandelt werden konnte, wurde er schließlich nach New York geflogen. Dort kam er gleich nach der Ankunft am Samstag in ein Krankenhaus.

Die Familie des mutmaßlichen Terroristen protestierte und sagte, dass er in die USA verschleppt worden sei. Auch die libysche Regierung sprach von Entführung, forderte die Auslieferung und eine Erklärung von Washington.

US-Experten erhoffen sich von Al-Libi Insider-Informationen über das Terrornetz Al-Qaida. Allerdings vermuten Experten, dass er schon seit Jahren nicht mehr zum Führungskreis der Organisation gehört.

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