Süddeutsche Zeitung

Neuwahlen im Saarland:SPD wählt riskante Variante

Die SPD sieht sich in einer guten Position für Neuwahlen im Saarland - doch die Hoffnungen könnten zerstört werden: CDU-Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer hat seit dem Ende der Jamaika-Koalition an Statur gewonnen und viele enttäuschte FDP-Wähler könnten ihr Heil bei der CDU suchen.

Heribert Prantl

Der eine gräbt das Silber und der andere das Gold: So heißt eine Liedzeile im Steigerlied, das als heimliche Hymne des Saarlands gilt. Das klingt friedlich und tut so, als sei es dem Saarländer egal, wer wo was graben darf. Aber das stimmt nicht. Die Parteien im Saarland sind verfeindeter als anderswo; und es gräbt dort auch nicht jeder Silber und Gold.

Es gräbt nur die CDU, sie regiert seit über zwölf Jahren. Und die SPD, früher die große Regierungspartei, kratzt frustriert im Staub der Opposition. Sie will endlich wieder mitgraben. Das war die Ausgangssituation nach dem Ende der schwarz-gelb-grünen Jamaika-Koalition.

Die SPD rang sehr mit sich, ob sie nun nach Gold graben und also Neuwahlen riskieren soll, oder ob sie sich mit Silber begnügen, also jetzt sogleich in eine Koalition mit der CDU gehen soll. Sie hat sich für Gold entschieden. Der vorsichtige saarländische SPD-Chef Heiko Maas hat sich von der Parteibasis überzeugen lassen.

Die gefühlte Kraft der SPD ist groß, die Umfragen sehen sie um zwei Punkte vor der CDU. Aber diese Umfragen stammen aus der Zeit vor der Auflösung der Jamaika-Koalition. Seitdem hat die CDU-Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer an Statur gewonnen; und viele enttäuschte FDP-Wähler werden bei der Neuwahl ihr Heil bei der CDU suchen. Das kann die jetzt goldenen Hoffnungen der SPD zerstören.

Dann bleibt der SPD, so kalkuliert sie, nach Neuwahlen immer noch Silber - weil die CDU zur Koalitionsbildung auf die SPD angewiesen sein wird. Die SPD kriegt also auch dann mindestens das, was sie jetzt (ohne Neuwahlen) auch gekriegt hätte. Es sei denn, es kommt nach der Neuwahl zu Schwarz-Grün. In der Politik ist nichts ohne Risiko.

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SZ vom 20.01.2012/bero
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