Der Sonntagmorgen nach dem Wahlsieg war auch sehr schön für Christopher Luxon, den Chef der National Party Neuseelands. Nach dem Aufwachen konnte er sich mit dem angenehmen Gedanken befassen, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit der nächste Premierminister seines Inselstaats wird. Dann gewannen am anderen Ende der Welt, in Frankreich, die sogenannten All Blacks, Neuseelands Rugby-Nationalmannschaft, bei der Weltmeisterschaft ihr Viertelfinale gegen Favorit Irland 28:24. Es passte also alles. Wenig später trat Luxon im Rugby-Trikot vor die Presse und sagte gut gelaunt: "Die All Blacks sind zurück in der Spur." Genau so wie Neuseeland - zumindest geht Christopher Luxon davon aus.
"Get our country back on track" - das war der Slogan, mit dem der Ex-Manager Luxon, 53, in den vergangenen Wahlkampf-Wochen das Land bereiste. "Zurück in die Spur" sollte dabei heißen, zurück zu niedrigerer Inflation, niedrigeren Zinsen und weniger Gang-Gewalt. Und das hörten die Leute gerne nach sechs Jahren Labour-Regierung. Luxons Wahlerfolg war jedenfalls überragend.
"Demokratie kann brutal sein"
Das vorläufige Endergebnis sah seine National Party bei 39,0 Prozent und den neoliberalen Koalitionspartner ACT bei neun Prozent. Das endgültige Ergebnis kommt am 3. November, erst dann steht fest, ob Luxon auch die Protestwähler-Partei NZ First (6,5 Prozent) für die Mehrheit im Parlament braucht. Aber klar ist, dass das linke Bündnis mit Labour (26,9), den Grünen (10,8) und der Ureinwohner-Partei Te Pāti Māori (2,6) überraschend deutlich geschlagen wurde. Premierminister Chris Hipkins, der im Januar der zurückgetretenen Jacinda Ardern gefolgt war, sagte: "Demokratie kann manchmal ziemlich brutal sein."

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Luxon ist fast noch ein Neuling in der Politik. Er sitzt erst seit drei Jahren im Parlament, seit zwei Jahren führt er die National Party. Davor war er von 2012 bis 2019 Hauptgeschäftsführer der Fluggesellschaft Air New Zealand. Das Unternehmen florierte unter ihm. Auch daran könnte es liegen, dass Luxon jetzt als Neuseelands leibhaftige Hoffnung auf Aufschwung gilt. Er hat zügige Reformen versprochen, Steuererleichterungen, mehr Law and Order. Wenn man ihn richtig versteht, sieht er den Staat als eine Art Unternehmen, das man durch Kürzungen und kluge Investition wieder auf Vordermann bringt. Im New Zealand Herald hat er zuletzt gesagt: "Was mich interessiert, ist das Lösen von Problemen."
Luxons Weltbild ist vom christlichen Glauben geprägt. Er ist zum Beispiel gegen Abtreibungen, was Neuseelands Medien sehr interessierte, als er an die Spitze der National Party kam. Ihre Frage war: Könnte Luxon als Premier die Gesetze zum Schwangerschaftsabbruch ändern? Luxon sagte damals, er trenne persönliche Überzeugung und Politik. Seither ist klar, dass Christopher Luxon in der Öffentlichkeit nicht immer sagt, was er denkt.