Eine lebenswerte Gesellschaft erkennt man daran, dass sie klug mit Konflikten umgeht. In einer solchen Gesellschaft entwickelt sich kein "Krieg der Generationen", in dem Alte und Junge voller Neid auf die jeweils anderen blicken.
Deutschland wird kinderfreundlicher: Im Kindergarten in Kirchheim bei Erfurt probieren Kinder eine Lärmampel aus.
(Foto: dpa)Stattdessen dominiert ein Klima der Achtsamkeit: Ältere Menschen können deutlich machen, dass sie Ruhe brauchen - aber sie erinnern sich auch daran, dass sie vor einigen Jahrzehnten Fußbälle gegen Wände gedonnert und auf den Straßen getobt haben.
Ähnlich die jüngere Generation: Die Eltern kleiner Kinder achten zwar darauf, dass der Nachwuchs Freiräume hat; doch sie halten ihre Kinder an, die Bedürfnisse Älterer zu achten. Konflikte verschwinden damit nicht völlig, doch sie eskalieren nicht.
Es spricht einiges dafür, dass die Bundesrepublik mit den Konflikten zwischen Jung und Alt ziemlich klug umgeht. So gibt es vor den Gerichten eben keine Klagewelle wegen vermeintlich "unerträglichen" Kinderlärms, und die wenigen Urteile dazu sind maßvoll. Echte Krachmacherstraßen sind in Deutschland genauso selten wie rabiat-ruhebedürftige Rentner.
Das Gesetz, das das Bundeskabinett nun verabschiedet hat, wird die Republik nicht dramatisch verändern. Vielleicht dämpft es den einen oder anderen Konflikt; eventuell überlegen sich ein paar potentielle Kläger nun noch genauer, ob sie vor Gericht ziehen. Doch die meisten Kinder und Eltern werden davon nichts bemerken.
Mit gutem Willen kann man das Gesetz als Symbol dafür sehen, dass das Land seinen Kindern Freiräume lassen möchte. Politisch ist das Ganze eine billige Angelegenheit: Der Hinweis, dass Kinderlärm "Zukunftsmusik" sei, ist zum Nulltarif zu haben.