Neues Friedensabkommen:Der nächste Versuch, Kolumbien zu retten

Colombians react to the new peace agreement between the Colombian

Tränen der Freude nach der Nachricht in Bogotá: Dass der Frieden nicht halten könne, macht aber vielen Sorge.

(Foto: dpa)

Zum zweiten Mal haben sich Farc und Regierung auf einen Friedensvertrag geeinigt. Doch viele Kolumbianer feiern nicht: "Wir sind schon oft enttäuscht worden."

Von Benedikt Peters, Santa Marta

Es ist still an diesem Abend in Santa Marta. Auf den Straßen sind nur wenige Menschen unterwegs, in den Bars und Cafés bleiben viele Plätze leer. Die Einwohner der Hauptstadt der kolumbianischen Provinz Magdalena feiern das neue Friedensabkommen nicht.

Vor wenigen Minuten hat Staatspräsident Juan Manuel Santos eine Fernsehansprache gehalten. Er hat verkündet, dass sich seine Regierung und die Farc-Rebellen auf einen neuen Vertrag geeinigt haben. Zum zweiten Mal, nachdem die Kolumbianer eine erste Version des Friedensvertrags in einem Referendum am 2. Oktober mit einer hauchdünnen Mehrheit abgelehnt hatten.

Doch die Einwohner Santa Martas wissen nicht genau, was sie nun damit anfangen sollen. "Das ist noch kein Tag zum Feiern", sagt Brenda Bertel Bettin, eine Bankkauffrau Mitte zwanzig. "Wir wissen nicht, ob das jetzt wirklich Frieden bedeutet. Wir sind schon oft enttäuscht worden." Ähnlich sieht es Hugo Mesa García. Der 30-jährige Student engagiert sich in der örtlichen Friedensbewegung. An diesem Abend ist er mit weiteren Aktivisten in eine Bar im Zentrum gekommen. "Ich freue mich, dass nun die Einigung da ist. Aber ob sie hält, wissen wir nicht."

Farc soll Opfer stärker beteiligen

Gescheitert war das erste Abkommen an einer hauchdünnen Mehrheit der Gegner. Sie forderten Änderungen - die laut Santos auch in den neuen Text eingeflossen sind. So soll das Vermögen der Farc herangezogen werden, um die Opfer zu entschädigen. Strafen können nicht mehr irgendwo im Hausarrest abgesessen werden, sondern in bestimmten, staatlich kontrollierten Zonen. Die Sonderjustiz wird überarbeitet: Ausländische Richter sind nicht erlaubt - es wird eine Berufungsinstanz beim Verfassungsgericht geschaffen. Kritiker hatten argumentiert, dass die Sondertribunale, gerade bei ausländischen Richtern, eher zu milde urteilen könnten. Nicht gerüttelt wird an den maximal acht Jahren Freiheitsentzug auch bei schweren Verbrechen - wenn Guerilleros geständig sind.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden mehr als 260.000 Menschen in dem Konflikt mit der Farc getötet, 45.000 Menschen gelten als vermisst. Kolumbiens Präsident Santos erhielt für seine Bemühungen in diesem Jahr den Friedensnobelpreis.

Mit Material der Nachrichtenagenturen

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