Neuer Umweltminister im Porträt:Gestatten, @peteraltmaier

Auch wenn es bislang nur wenige bemerkt haben: Peter Altmaier war schon lange vor seiner Berufung zum Bundesumweltminister ins Zentrum der Macht gerückt. Einst "junger Wilder", zog der Saarländer die Strippen im Hintergrund. Jetzt tritt der begeisterte Twitterer ins Rampenlicht.

Sebastian Gierke

Wahrscheinlich hat er von seinem neuen Job nicht über Twitter erfahren. Ganz ausgeschlossen scheint es allerdings nicht. Bei seinen über 11.000 Followern hat er sich jedenfalls bereits für die Glückwünsche bedankt: Ich brauche Ihre/Eure Unterstützung jetzt erst recht! Peter Altmaier, noch Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, wird bald Bundesumweltminister und damit Nachfolger von Norbert Röttgen.

Altmaier soll neuer Umweltminister werden

Vom "Jungen Wilden" zum neuen Umweltminister: Peter Altmaier (CDU)

(Foto: dpa)

Die Bedeutung des Twitterns für das politische Geschäft hat Altmaier als einer der ersten CDU-Politiker für sich entdeckt. Das ist noch nicht allzu lange her. Der Prädikatsjurist hat sich schnell eingearbeitet und pflegt seither auch eine besondere Verbindung zur Piratenpartei: Von deren Umgang mit dem Internet, so glaubt er, könne auch die Union für ihre Politik einiges lernen. Und Altmaier lernt schnell. Das wird Angela Merkel von ihm auch in seinem neuen Job erwarten.

Jenseits von Berlin war Altmaier bislang nicht sonderlich bekannt. Dabei ist er seit Jahren einer der wichtigsten Männer an der Seite der Kanzlerin. Doch noch nie, seit er 1994 in den Bundestag einzog, hat er die ganz große Aufmerksamkeit geerntet. Er war Justiziar der Fraktion und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium unter dem heutigen Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).

Leise arbeitete sich Altmaier nach oben, Schritt für Schritt hin zu mehr Macht. Bis ins Zentrum, wo er spätestens als Fraktionsgeschäftsführer angekommen war. Von da an war er immer dabei, wenn Entscheidungen getroffen wurden. Aufhebens machte er in den 17 Jahren im Bundestag dennoch nicht um sich.

Vor allem in den vergangenen Monaten hatte der Mann, der 1958 in Ensdorf an der Saar zur Welt kam, als Fraktionsgeschäftsführer viel zu tun: Altmaier war Vermittler, Brandlöscher und Sprachrohr, er musste die Reihen in der Union geschlossen halten, trotz vieler ungelöster Probleme, trotz des Streits um das Betreuungsgeld oder den Fiskalpakt. Beispielsweise organisierte Altmaier im Bundestag die Mehrheiten bei den Abstimmungen über den Euro-Rettungsschirm.

Altmaier verfügt über große autodidaktische Fähigkeiten. Niederländisch zum Beispiel hat er ohne Hilfe von außen und nebenbei gelernt - weil ihm das Land so gut gefällt.

Die Herausforderungen werden allerdings nicht kleiner. Energiewende, Suche nach einem Atom-Endlager, das komplizierten Verfahren um Stromtrassen und Solar-Gesetze: Altmaier muss sich um ein zentrales Themenfeld der Union vor der Bundestagswahl 2013 kümmern.

Schwierig wird vor allem, die von Röttgen auf den Weg gebrachte Kürzung der Solarförderung durch den Bundesrat zu bringen. Zwei Tage vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen hatte die Länderkammer auch mit den Stimmen CDU-geführter Bundesländer Röttgens Vorhaben auf Eis gelegt.

Gesprächen bei gutem Wein und gutem Essen

Mitte der neunziger Jahre war Altmaier einer der sogenannten "Jungen Wilden". Der 53-Jährige gehörte zur sogenannten Pizza-Connection, einem Zirkel junger Bundestagsabgeordneter von Union und Grünen, die sich in den Neunzigern regelmäßig trafen, und um Annäherung bemüht waren. Mit immer neuen Ideen ärgerte er das Parteiestablishment, sammelte in der CDU Unterschriften für ein liberaleres Staatsbürgerschaftsrecht, forderte die Rehabilitierung von Wehrmachtsdeserteuren. Sogar mit Helmut Kohl legte er sich an, forderte den CDU-Übervater 1998 unverhohlen zum Rücktritt auf.

Inzwischen hat Altmaiers Körperfülle fast Kohlsche Ausmaße angenommen. Und jetzt kämpft er auch um Kohls Erbe: um den Euro und Europa. Altmaier ist überzeugter Europäer. Praktische Erfahrung hat er auch: Vor seiner Parlamentszeit arbeitete er mehrere Jahre in Brüssel für die Europäische Kommission.

Die "Peitsche" müsse er dafür, genauso wie für andere Vorhaben, nie herausholen, hat der gesellige Saarländer einmal gesagt. Dabei liebt er heftige Debatten. Genausogern versucht er es aber mit Gesprächen bei gutem Wein und gutem Essen.

Selbstironisch stellt sich der Gourmet dann Altbekannten erneut namentlich vor, falls diese ihn nicht mehr erkennen könnten, weil er drei Kilo abgenommen hätte. Mit der Bekanntheit dürfte der designierte Bundesumweltminister Peter Altmaier jedoch bald keine Probleme mehr haben.

Mit Material von dpa.

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