Neuer Personalausweis:Angst vor der kleinen Karte

Thomas de Maizière kann ihn nicht schnell genug bekommen: "Klein, aber oho" sei der neue Personalausweis, schwärmt der Innenminister. Viele Bürger sind jedoch skeptisch - und bestellen noch schnell die alte Version.

Daniela Kuhr

Thomas de Maizière kann es offenbar kaum abwarten. "So schnell wie möglich" werde er selbst seinen neuen Personalausweis beantragen, sagt der Bundesinnenminister am Freitagmorgen in Berlin. Zwar nicht gleich am Montag, da sei er im Ausland, aber unmittelbar nach seiner Rückkehr werde er in seiner Heimatstadt Dresden zum Amt gehen. "Da wird es für Sie dann auch ganz sicher die Gelegenheit für Fotos geben", verspricht er. Der Start des neuen Personalausweises scheint ein großer Moment für den CDU-Politiker zu sein.

Einfuehrung des neuen Personalausweises

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) zeigt ein Muster des neuen, nicht unumstrittenen, Personalausweises.

(Foto: dapd)

Doch nicht alle Bürger sehen das so. Die Brandenburger beispielsweise hängen offenbar an dem alten Personalausweis. Bei den Ämtern in den großen Städten sind in den vergangenen Tagen noch schnell sehr viele Anträge für das Dokument eingegangen, deutlich mehr als sonst. So wurden in Potsdam nach Angaben der Stadtverwaltung allein in dieser Woche mehr als 1300 Ausweise beantragt. Normalerweise seien es 300 Anträge pro Woche. Die Gründe für den Ansturm seien nicht ganz eindeutig. Angenommen wird, dass es den Bürgern vor allem darum ging, die höheren Kosten für den neuen Ausweis zu vermeiden.

Denn der neue Ausweis, der nur noch die Größe einer Scheckkarte haben wird, kostet nicht mehr acht Euro, sondern mehr als dreimal so viel, nämlich 28,80 Euro (wer noch keine 24 Jahre alt ist, zahlt 22,80 Euro). Dafür ist der neue Personalausweis aber mit vielen Zusatzfunktionen ausgestattet. "Er ist chic, er ist nützlich, und er kann viel", sagt de Maizière. Kurzum: Der neue Personalausweis sei "klein, aber oho".

Was sich genau unter dem "oho" verbirgt, erfahren Bürger in der Informationsbroschüre, die das Innenministerium hat erstellen lassen. Demnach hat der neue Personalausweis drei Funktionen. Zum einen die ganz normale Ausweisfunktion, die schon der alte Personalausweis hatte. Zum zweiten enthält die Karte einen Chip, der ermöglicht, sich künftig mittels eines Lesegeräts und einer PIN-Nummer auch elektronisch auszuweisen. Internetnutzer können also online eindeutig ihre Identität belegen. Von Interesse dürfte das allerdings in erster Linie für die Geschäftspartner sein, die auf diese Weise sicherstellen, dass da niemand einfach nur aus Jux etwas bestellt.

Die dritte Funktion ist die sogenannte "qualifzierte elektronische Signatur". Sie ermöglicht, online rechtsverbindlich Verträge und Urkunden zu unterzeichnen. Niemand müsse die Zusatzfunktionen nutzen, sagt de Maizière. Aber sie könnten genutzt werden. "Es ist ein freiwilliges Angebot an die Bürger."

De Maizière ist überzeugt, dass der Ausweis absolut sicher ist. Sicherheitslücken, die der Chaos Computer Club ausfindig gemacht hat, seien nur deshalb aufgetreten, weil der Computer in dem konkreten Testfall weder mit einem Antivirenprogramm noch mit einer Firewall ausgestattet gewesen sei, betont der Minister. Zudem sei es zwar gelungen, die PIN auszuspähen, "aber man hätte darüber hinaus auch die Karte benötigt, um tatsächlich Missbrauch betreiben zu können". Ernsthafte Sicherheitsprobleme sieht auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen nicht. Die Verbraucherschützer raten lediglich, mit dem Ausweis "so vorsichtig umzugehen wie mit der EC- oder Kreditkarte".

Der Verband sieht jedoch ein anderes Problem. Den Nutzern werde eine Sicherheit vorgegaukelt, die es so gar nicht gebe, sagt Fachbereichs-Leiterin Cornelia Tausch. "Der neue Ausweis ist nicht das Instrument, das bei typischen Verbraucherproblemen im Internet hilft." So schütze er weder vor unseriösen Anbietern noch vor Phishing-Attacken. "Das sollte offen kommuniziert werden", meint Tausch. De Maizière aber ist von den Vorteilen überzeugt. Der neue Personlausweis sei "technisch auf höchstem Niveau", sagt er, "und hundertmal sicherer als jede bisherige Form von Online-Banking".

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