Neuer Job im Auswärtigen Amt:Missklänge meistern

Erst Sprecher von Joschka Fischer, dann Botschafter in Nairobi - und nun zurück nach Berlin: Der gebürtige Münchner Walter Lindner wird neuer Krisenmanager im Auswärtigen Amt.

Nico Fried

Als Walter Lindner im Februar 2006 Botschafter in Kenia wurde, musste er sich einigen Spott anhören. Zum Zuständigkeitsbereich der deutschen Vertretung in Nairobi gehören auch die bei Touristen beliebten Seychellen. Meer und Sandstrand - man konnte damals auf die Idee kommen, dass Lindner nach seinen Jahren als Pressesprecher des überaus anstrengenden Außenministers Joschka Fischer mit einem Posten zur Entspannung entschädigt worden sei.

Neuer Job im Auswärtigen Amt: Wird neuer Leiter des Krisenreaktionszentrums im Auswärtigen Amt: Walter Lindner, der frühere Sprecher von Ex-Außenminister Joschka Fischer

Wird neuer Leiter des Krisenreaktionszentrums im Auswärtigen Amt: Walter Lindner, der frühere Sprecher von Ex-Außenminister Joschka Fischer

(Foto: Foto: dpa)

Nicht einmal Lindner selbst dürfte geahnt haben, wie anders sich sein Dasein darstellen würde. In seiner Zeit als Botschafter in Nairobi erlebte er mit den gewalttätigen Auseinandersetzungen nach der Wahl Anfang 2008 nicht nur die schwerste innenpolitische Krise Kenias seit Jahrzehnten. Lindner hatte auch wegen der Piraterie vor der ostafrikanischen Küste alle Hände voll zu tun , weil Somalia ebenfalls zum Gebiet des deutschen Vertreters in Nairobi gehört.

Aus dem verarmten Land ohne wirksame staatliche Struktur kommen die Seeräuber, die seit Monaten den Schiffsverkehr am Horn von Afrika beeinträchtigen. Lindner gilt als exzellent vernetzter Diplomat mit schnellen Zugängen bis in die Spitzen der Regierungen, aber auch als furchtloser Rechercheur, der sich in den Slums von Nairobi sein eigenes Bild von den Zuständen macht.

Mit seiner Erfahrung aus den vergangenen Jahren ist dieser Mann prädestiniert für seinen neuen Posten als Leiter des Krisenreaktionszentrums im Auswärtigen Amt in Berlin. Hier laufen Informationen aus Konfliktgebieten weltweit ein, hier bemüht man sich um Krisenvorsorge, hier werden Informationen für den Minister und seine hohen Beamten zusammengestellt, hier endet eine Hotline, auf der das Auswärtige Amt 24 Stunden am Tag erreichbar ist.

Anfang August rückt Lindner in seinem neuen Amt in die Leitung des Hauses auf, was ihm mindestens bis zur Bildung einer Regierung nach der Bundestagswahl auch Begegnungen mit dem amtierenden Minister und SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier bescheren wird.

Als innenpolitischer Troubleshooter allerdings taugt Lindner - wie Steinmeier Jahrgang 1956 und auch Mitglied der SPD - nicht besonders. In seiner Zeit als Sprecher war Lindner zwar dauernd an der Seite Fischers zu sehen und wurde berühmt für seine zum Pferdeschwanz gebundenen Haare.

In der Visa-Affäre, die Fischers letzte Monate im Amt überschattete, war ihm Lindner jedoch in der Außendarstellung keine große Hilfe. Ganz generell war der gebürtige Münchner zwar stets ein ungemein freundlicher, aber nicht immer besonders auskunftsfreudiger Sprecher.

Lindners große Leidenschaft ist die Musik. Er hat in München auf dem Konservatorium studiert und in Boston Jazz gelernt. Er hat mehrere Platten aufgenommen, zuletzt auch mit kenianischen Musikern gespielt.

Von der Querflöte über das Saxofon bis zum Klavier beherrscht Lindner mehrere Instrumente - und spielt gerne auch für Gäste auf den mittlerweile fast legendären Partys, die er im Garten der Botschaft in Nairobi veranstaltet hat.

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