Neuer Internetauftritt der CDU:Inhalte, verzweifelt gesucht

Neuer Internetauftritt der CDU: Ein Screenshot des äußerst gefühligen CDU-Werbevideos "Ein neuer Tag".

Ein Screenshot des äußerst gefühligen CDU-Werbevideos "Ein neuer Tag".

(Foto: Quelle: www.cdu.de)

Hübsch, luftig, interaktiv: Die neue Website der CDU setzt ganz auf Emotionen und Mitmachen. Vorbild ist - wie sollte es anders sein - der US-Wahlkampf. Doch die Sache hat einen kleinen Haken.

Von Hannah Beitzer

Da sagt noch mal einer, die CDU wäre nicht lernfähig! Das Internet, so sagte es CDU-Bundesgeschäftsführer Klaus Schüler, habe im Vergleich zu vergangenen Wahlen an Bedeutung gewonnen. Dem will die Partei Angela Merkels, die ansonsten nicht gerade als besonders netzaffin gilt, mit einer überarbeiteten Webseite Rechnung tragen, die Schüler am Donnerstag vorstellte. Im Vordergrund stehen sollen Bilder, Videos und die Einbindung sozialer Netzwerke.

Wer nun auf www.cdu.de klickt, den lächelt eine freundliche Angela Merkel an. Mit der Maus kann der User die Bundeskanzlerin zur Seite schieben und online im Parteimagazin "Union" blättern oder sich von einem bildschirmfüllenden Video unterhalten lassen.

"Ein neuer Tag" heißt es und ist so gefühlig, dass es auch gut eine Versicherung bewerben könnte: Junge Pärchen wachen glücklich lächelnd im gemeinsamen Bett auf, Mutter und Kind putzen ebenso glücklich lächelnd gemeinsam Zähne, eine natürlich ebenfalls total glückliche Familie sitzt gemeinsam am Frühstückstisch.

"So viel verändert sich und muss neu bedacht werden: In der Familie, der Partnerschaft, am Arbeitsplatz", spricht eine Märchenonkelstimme aus dem Off. "Jeden Morgen beginnt ein neuer Tag, an dem jeder einzelne die faire Chance haben soll, die eigenen Ideen zu leben und den eigenen Weg zu gehen."

Was das alles mit der CDU zu tun hat? Na, die will natürlich dafür sorgen, dass das auch klappt. Natürlich nicht im Alleingang, nein, spätestens seit dem kurzzeitigen Hoch der Piraten haben die deutschen Parteien ja gelernt, dass Mitbestimmung ganz wichtig ist. Deswegen kann man gleich unter dem Video per Mausklick Vorschläge fürs Regierungsprogramm einbringen, das "TeAM" (die beiden letzten Buchstaben sind die Initialien der Kanzlerin, falls das jemand nicht gemerkt hat) oder - was ja irgendwie auch eine Möglichkeit des Mitmachens ist - an die Partei spenden.

Darunter erklärt in der Leiste "Aktuelles" Bundeskanzlerin Angela Merkel: "Eurostaaten müssen wettbewerbsfähiger werden", ihr Generalsekretär Hermann Gröhe teilt mit: "Wir stehen für Maß und Mitte". Also alles total interaktiv, innovativ und was es sonst noch für Wörter mit "in" gibt.

Doch eine Frage, die bleibt offen: Wofür steht die CDU eigentlich? Also: abgesehen von Angela Merkel? Außer des reichlich vagen Slogans "CDU. Die Mitte", der zum Ende des Videos über den Bildschirm flimmert, ist dazu auf der neuen Seite nicht viel zu finden. Bis an den unteren Seitenrand, ins Kleingedruckte, muss sich der potenzielle Wähler durchscrollen, um zum Beispiel auf die Rubrik "Politik von A bis Z" zu stoßen.

Bei der Konkurrenz sieht das schon anders aus. Sicher, die Seite der SPD ist wahrlich keine Schönheit. Dafür gibt's gleich oben eine Leiste, in der sich Schlagworte wie "Bezahlbares Wohnen", "Finanzmärkte zähmen" und "Moderne Familie" finden. Themen halt.

Auch bei den Grünen findet sich eine vergleichbare Leiste, in der zum Beispiel "Verschmutzungsrechte zu Schleuderpreisen" beklagt, die "Grüne Garantierente" vorgestellt und "gute Kitas für alle" gefordert werden. Bei der FDP geht es - passend zum Parteiprofil - um den Mittelstand, die Anti-Terror-Datei und Steuerpolitik. Die Linke fordert zum Beispiel "Steueroasen jetzt trockenlegen".

Nur die CDU, die gibt sich als leeres Gefäß, in das alle ihre Erwartungen kippen können. Aber sie hat halt die Bundeskanzlerin. Für die "Mitte der Gesellschaft und die für den Wahlsieg nötigen Stimmen, so scheint sich die CDU zu denken, wird das schon irgendwie reichen.

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